Sirchanyy rudnyk
Die Pyritmine nahe Lemberg galt in den späten 40er Jahren als modernste Mine der Welt: Anstelle böser mechanischer Geräte wie Presslufthämmer oder Grabschaufelbagger, die arme Arbeiterinnen durch Erschütterungen, Geräusche und ihre schiere Schwere quälen, verwendete die innovative Pyritmine einen Schwefelsäureregner und einen Säurequirl, der in einem kreisrunden Kamin die warme Schwefelsäure herumwirbelte, um so das Pyrit aus dem Gestein zu waschen. Die Flüssigkeit wurde nachbehandelt, um Schwefel und Eisen zu separieren (der Schwefel wurde im nahen Chemiekombinat weiterverarbeitet, das Eisen kam in ein benachbartes Stahlwerk). Die Schwefelsäure wurde zurückgewonnen und erneut geregnet und gequirlt.
Eine 40 Tonnen schwere Glasplatte sollte zuletzt auf das Gemisch gelegt werden, um die Gärprozesse zu stoppen und das Ganze zu pressen. Doch es war technisch unmöglich, das riesige Glasobjekt in den Schacht zu heben und sanft hinabgleiten zu lassen. Beim Hebeversuch riss das Glas in der Mitte entzwei. Die eingeschüchterten Arbeiter ließen die beiden Teile der Glasplatte neben dem kreisrunden Schacht liegen und deckten ihn stattdessen mit geölten Leinentüchern zu, die sie mit Seilen an den ehemaligen Arretierungen der Schwefelsäuredüsen befestigten.
Die Folgen der Katastrophe
Nach der Quecksilberflut 1955 wurde panisch nach einem schnellen Entsorgungsort für den quecksilberhaltigen Sulfidschlamm und die remediierenden Pflanzen des austrockneten Poltwa-Laufes gesucht. Die offizielle Propaganda sprach zwar von sauberen Reinigungsmethoden und der hundertprozentigen Wiederverwertung der Materialien, in Wirklichkeit aber brachten LKWs mit besonders vertrauenswürdigen Fahrern den Schlamm und das Heu zur Pyritmine, die unter dem Vorwand arbeitsmedzinischer Untersuchungen geschlossen wurde. Polnische Armeeangehörige bauten den Schweflsäureregner und den Quirl ab und ließen 400 Tonnen geschmolzenes Glas in den kreisrunden Schacht fließen, wofür sie die Bierflaschenproduktion ganz Polens drei Monate lang lahmlegten. Der ausgehärtete Boden sollte verhindern, dass das Quecksilbersulfid mit Grundwasser oder Pyrit interagierte. Abwechselnd warf man eine Schicht Heu und eine Schicht Schlamm in den kreisrunden Schacht, um ein Verfaulen des Heus durch Erstickung zu verhindern.Eine 40 Tonnen schwere Glasplatte sollte zuletzt auf das Gemisch gelegt werden, um die Gärprozesse zu stoppen und das Ganze zu pressen. Doch es war technisch unmöglich, das riesige Glasobjekt in den Schacht zu heben und sanft hinabgleiten zu lassen. Beim Hebeversuch riss das Glas in der Mitte entzwei. Die eingeschüchterten Arbeiter ließen die beiden Teile der Glasplatte neben dem kreisrunden Schacht liegen und deckten ihn stattdessen mit geölten Leinentüchern zu, die sie mit Seilen an den ehemaligen Arretierungen der Schwefelsäuredüsen befestigten.
Geographie
Unter Lemberger Gruben versteht man fünf flache Moore entlang des trockengelegten Abschnitts des Poltwa, deren Schlamm immer noch leicht quecksilberhaltig ist. Eine ehemalige Pyritmine, die auch zu den Lemberger Gruben gerechnet wird, nahm heimlich den größten Teil des abgetragenen Schlammes und das Heu der abgeernteten Remediationspflanzen auf.
Ecosystem
Indischer Senf, Schilf und Sonnenblumen haben schnell die heimischen Pflanzen verdrängt und bieten nur besonders abgehärteten Insekten Nahrung. Fische, Vögel oder Säugetiere sterben an den hohen Quecksilberkonzentrationen oder den Schwefelsäurepfützen nach Regenfällen oder starkem Tau.
Amphibien und Reptilien konnten zum Teil durch schwere Mutationen Resistenzen gegen Quecksilber und quecksilberhaltiges Futter aufbauen, entweder durch Ausscheidung von Quecksilber über die Nieren und das uretrale System oder durch Biotransformation von komplex gebundenem Quecksilber in Schuppen, Krallen oder Giftdrüsen.
Amphibien und Reptilien konnten zum Teil durch schwere Mutationen Resistenzen gegen Quecksilber und quecksilberhaltiges Futter aufbauen, entweder durch Ausscheidung von Quecksilber über die Nieren und das uretrale System oder durch Biotransformation von komplex gebundenem Quecksilber in Schuppen, Krallen oder Giftdrüsen.
Ecosystem Cycles
Im trockenen Sommer und im gefrorenen Winter ist die sicherste Zeit, um durch das Ökosystem zu gehen, im feuchten Frühling und Herbst ist die Gefahr der Schwefelsäurepfützen zu hoch, denn sobald ausreichend Wasser vorhanden ist, bilden sich die harmlos aussehenden, tödlichen Lacken, die sich in minutenschnelle durch Schuhe, Socken und Fußhaut fressen, um danach Muskeln, Sehnen und Knochen der Füße aufzulösen. Danach fallen die Verwundeten vornüber und werden der Länge nach mit der gefährlichen Säure kontaminiert, die sie quasi öffentlich verdaut. Gruselautorinnen der polnischen Socialist Fiction-Szene vergleichen daher das ganze Sperrgebiet mit einer menschengenmachten Venusfliegenfalle.
Tourism
Das Gebiet der Lemberger Gruben und vor allem der ehemaligen Pyritmine gilt als Sperrgebiet der polnischen Armee und ist mit einer Betonwand und Stacheldrahtzäunen abgeriegelt. Nur besonders tollkühne Menschen wagen sich im Sommer (denn im Winter würden ihre Spuren im Schnee gesehen) in die verbotene Zone. Das gilt dann allerdings auch als Protestaktion gegen die kommunistische Regierung, deren grüne Propaganda über die Rückgewinnung des Quecksilbers und Entsorgung des Schwefels kaum jemand glaubt.
Besonders bewundert werden die reiche Schilf-, Sonnenblumen- und Senfvegetation und die an manchen Orten voll schwefelverkrusteten Geröllteile des abgestürzten Chemiekombinatteils.
Nur die Allermutigsten wagen sich in die längst nicht mehr gesicherte Abbauhalle der Pyritmine, um den zerbrochenen, nie eingesetzten Glasdeckel anzuschauen oder einen Blick unter das nicht mehr ganz fest vertäute geölte Leinentuch zu wagen.
Jedes Jahr verschwindet nach Dunkelzifferanalysen jeder zweite Wagemutige für immer hinter diesen Mauern, sei es, weil er von Schwefelsäure aufgelöst wurde, sei es, weil er von den mutierten Amphibien und Reptilien getötet wurde, sei es, dass es die polnischen Armeepatrouillen wären, die die Verbotenen erschossen und ihre Leichen dann in den gruseligen Schacht mit dem Heu und dem quecksilberhaltigem Schlamm geworfen hätten.
Besonders bewundert werden die reiche Schilf-, Sonnenblumen- und Senfvegetation und die an manchen Orten voll schwefelverkrusteten Geröllteile des abgestürzten Chemiekombinatteils.
Nur die Allermutigsten wagen sich in die längst nicht mehr gesicherte Abbauhalle der Pyritmine, um den zerbrochenen, nie eingesetzten Glasdeckel anzuschauen oder einen Blick unter das nicht mehr ganz fest vertäute geölte Leinentuch zu wagen.
Jedes Jahr verschwindet nach Dunkelzifferanalysen jeder zweite Wagemutige für immer hinter diesen Mauern, sei es, weil er von Schwefelsäure aufgelöst wurde, sei es, weil er von den mutierten Amphibien und Reptilien getötet wurde, sei es, dass es die polnischen Armeepatrouillen wären, die die Verbotenen erschossen und ihre Leichen dann in den gruseligen Schacht mit dem Heu und dem quecksilberhaltigem Schlamm geworfen hätten.
Andere Namen
Lemberger Gruben
Art
Cave
Besitzende Organisation
Contested By
Die Pyritmine gehört rein rechtlich dem sowjetischen staatlichen Schwefelkonzern "SovSulphur" (СовСульфур), aber dieser hat bislang zu seinen Ansprüchen geschwiegen, weil die sowjetische Regierung von der polnischen Regierung heimlich über den notgedrungenen Umnutzungseffekt der modernsten Pyritmine der Welt informiert wurde. Der Anspruch wird rechtlich beibehalten, aber faktisch nicht eingemahnt.
Hm... scheint, als wäre am Gerede der bösen Genossen nach der Quecksilberflut doch was dran ;). Einfach nur genialer Artikel, bei dem mir einmal mehr einfach dieser "böse" Stil gefällt. Venusfliegenfalle... und rechts ist die super völkerrechtliche und äußerst verständliche Ergänzung ^^.
Vielen Dank. Ich finde ja die selbst ernannten Moralapostel und ihre medialen Verbreiterinnen sehr lustig, weshalb ich das dann gerne auch in die Vergangenheit projiziere. Und ein bisschen bissig darf es schon sein; vor allem, wenn man bei der Recherche dann mitbekommt, wie viele reale Umweltkatastrophen in Industriebetrieben heruntergeredet werden. Ein bisschen stand auch der Tschernobyl- und Fukushimatourismus Pate, besonders mit Blick auf die teure Glasplatte, die dann einfach ungenutzt nebenbei liegen bleibt, so leichtes Lost-Place-Gefühl.