SommerReadingChallenge2024

Sommercamperfahrung

Wie jedes Jahr sind es die Livestreams und positiven Kommentare zu den Artikeln, die auch in einer schriftstellerischen Flaute am Ende des Arbeitsjahres so richtig motivieren. Heuer habe ich auch zum ersten Mal ein bisschen am Discordgespräch teilgenommen, was im Kontext von Neu-Weimar sogar direkt zu Inspirationen geführt hat.
Ich möchte mich bei der kleinen, aber umso feineren deutschsprachigen Gruppe für die Ermutigung bedanken, sowie für einige Hinweise und viel neue Rechercheanregung.

Die zehn inspirierendsten Artikel für mich

Die Beschreibung der bildschönen Insel mit Korallensaum beginnt ja eher wie ein triviales Touristenprospekt, aber dann bringt sie mit der ganz spannenden Wendung von frequenzbasierter Magie eine wirklich originelle Wendung. Dadurch verbindet sich die musikalische Partystimmung, der Wellenrythmus des Meeres und das magische Vibrieren der Korallen (und der Pflanzen der Insel). Für mich inspirierend daran ist die Vorstellung (wie in der antiken Sphärenharmonie), dass Magie auf Schwingungen basiert, was auf ein hard-magic-Denken schließen lässt, das auch natürliche Erklärungen ermöglicht. Eine solide Fantasy-Stadt mit gut ausgearbeiteten Standarddetails, die sich dann plötzlich von der Masse abhebt, indem sie nicht einfach nur das Spaßelement unbegründet im Raum stehen lässt, sondern den verschiedenen Ethnien verschiedene Gründe für Feiern bietet (religiöse, militärische, jahreszeitliche, wirtschaftserfolgliche). Das macht die Sache viel realistischer und auch vielfältiger. Für mich inspirierend daran ist die Überlegung, dass verschiedene Bevölkerungsgruppen verschiedene Feieranlässe haben, zum Teil auch solche, die einander entgegengesetzt sein können: Die Soldatinnen feien das Ende des Krieges, weil sie dann nicht mehr jeden Tag vom Tod bedroht sind, die Händler machen einen großen Trauertag, weil ihre Kriegsgewinne jetzt vorbei sind... Der Artikel ist unheimlich lustig: Einerseits gibt es wilde Tiere in der Seine oder Ghule in den Katakomben, andererseits Privatkasinos für Firmen und alle Party-Möglichkeiten, die man sich vorstellen kann. Durch den historischen Verweis auf Amsterdam als Konkurrenz, die durch einen Kataklysmus zerstört worden ist, bekommt der humorvoll und locker geschriebene Artikel besondere Würze. Ein echt genialer Witz ist die Empfehlung, nicht in der Seine zu schwimmen oder Schnecken zu essen – mit Blick auf die gerade im realen Paris laufenden Olympischen Spielen. Für mich inspirierend daran ist der Bezug zu reale Orten, den ich in 1957 ja auch suche, und die realistische Weiterentwicklung (warum ist etwas anders als in unserer Zeitlinie). Ein guter Standardfantasyblick auf eine Grenzstadt eröffnet diesen Artikel, in der Magie relativ offen zelebriert werden kann, um die unangenehmen Naturerscheinungen (Wetter, Flora, Fauna) in Schach zu halten. Möglicherweise erzeugt auch gerade die gefährliche Lage den Wunsch nach Feiern, wie man nie weiß, ob man den nächsten Tag noch erleben wird. Für mich inspirierend daran ist der historisch akurate Zuschnitt auf 'Tanz auf dem Vulkan', das hysterische Feiern angesichts bevorstehender Todesgefahr. Außerdem ist die Benennung der Stadt nach ihrer geographischen Lage ein simpler, aber historisch oft zu beobachtender Zugang. Obwohl ich Sport langweilig finde, gefällt mir dieser wunderschöne Artikel. Die optische (und akustische Aufmachung) ist ein Traum, die eingebaute Landkarte hilft bei der Orientierung, das Musikbeispiel schafft Atmosphäre. Zurück zum ursprünglichen Beginn: Die Wettbewerbe beziehen sich nicht nur auf physischen Sport, sondern auch auf geistige und magische Fähigkeiten, was das Spektrum stark erweitert. Für mich inspirierend daran ist saisonale Ereignisse zu konzpieren, die verschiedene Besuchergruppen anlocken. Vielen Dank für den inspirierenden Artikel: was wie die Beschreibung der Fantasy-Fassung von Gotham City beginnt, entfaltet sich zu einer Blüte der Stadtentwicklung. Die inverse Lage der Armenviertel in der Mitte erinnert eher an US-Amerikanische Vorstadtserien, aber durch die Begründung mit dem Nicht-Durchschreiten-Wollen der Armenviertel durch reiche Touristen wird eine witzige Erklärung geboten. Auch die Gemeinsamkeit von Arm und Reich im Alkoholrausch ist humorvoll eingebaut. Für mich inspirierend daran ist die psychedelisch vereinfachte Landkarte sowie die sozialpsychologische Vertiefung der Wechselwirkung von Umgebung und Verhalten. Der Artikel gibt eine konsistente Beschreibung nicht nur des Vertrages (und seiner Adaption), sondern auch der Vorgeschichte und seiner Wirkung auf Götter und Menschen gleichermaßen. Interessant ist das am antiken römischen Kult orientierte Verständnis von Gebet - Erhörung (do ut des-Konzept), das etwa dem griechischen Ansatz der Gebete als Ausdruck des Staunens über die Erhabenheit der Göttin/des Gottes widerspricht (Aristoteles 'unbewegter Beweger', der aufgrund seiner Schönheit alle zum Gebet motiviert.). Die übersichtliche Gliederung und das Inhaltsverzeichnis zeugen von der Professionalität der Artikelgestaltung. Für mich inspirierend daran ist die übersichtliche Gliederung, die Tiefe der Fiktion und die logische Ableitbarkeit der Konsequenzen. Ganz abgesehen von der liebevoll gestalteten Seite (mit persönliche css) ist die Auswahl der Elemente klug und einladend: Ein Zitat, in kalter, dunkler Zeit, dann ein wärmendes, leuchtendes Buch, das Farbe und Poesie in einen tristen Aufbaualltag bringt. Es erinnert mich ein bisschen an Chroniken von Narnia und Unendliche Geschichte. Und es macht definitiv Lust zum Weiterlesen, im Buch und in der Welt. Spannend ist auch die Raupe mit Flügeln, was biologisch sicher ein Sonderfall (oder eine Züchtung oder Magie) ist. Für mich inspirierend daran ist die Kombination von Zitat und Beschreibung des Buches und seiner Eigenschaften, ohne den Inhalt zu verraten. Diese Kunst der Anspielung ohne Enthüllung gefällt mir sehr gut. Selbst ohne Pest, Cholera und Corona-Erinnerungen ist dieser graphisch wie inhaltlich höchst ansprechende Artikel schön geschrieben. Die klare Ordnung, die phantastische visuelle Gestaltung und der gut durchdachte Inhalt sind perfekt aufeinander abgestimmt. Der byzantinisch-russisch-römisch-österreichisch-serbisch-albanische Doppeladler erinnert in seiner Stilisierung an das Signet der Romulaner im StarTrekverse, wohin auch die lateinischen Bezeichnungen gut passen. Für mich inspirierend daran ist die organische Weiterentwicklung historischer Vorlagen und die Inworldkonsistenz, die mir selbst sehr wichtig ist. Der Artikel erinnert mich sehr an die türme des Schweigens im Iran, die noch bis in die 70 Jahre (bis der Schah ihre Benutzung verboten hat) zur Luftbestattung benutzt wurden. Zugleich bekomme ich starke Erinnerungen an Dune und die Region Dorne in George R.R. Martins Song of Ice and Fire. Die Beschreibung der Vorgänge passt hervorragend zum darzustellenden Inhalt; und die Graphiken sind atemberaubend. Das konstruierte Sprichwort rundet den Gesamteindruck perfekt ab. Für mich inspirierend daran ist, wie man aus historischen kulturellen Gegebenheiten und der natürlichen Umgebung durch die Kombination von Deutungsmöglichkeiten einen kreativen Fortschritt erzeugt. Der Artikel eröffnet über die Beschreibung des Stadiums einen Einblick in Unterhaltungskultur, Religion und Wirtschaftsleben der gesamten Welt. Die jahrhundertelange Verwendung des Ortes erklärt auch die geänderten Nutzungen bestimmter Bereiche. 20 000 Zuschauerinnen sind eine beeindruckende Zahl und geben Einblick in die Möglichkeit der Durchführung von Großveranstaltungen. Für mich inspirierend daran ist die Integration realer (japanischer) Elemente mit fiktionaler Kreativität.

by Racussa mit DALLE

Gezogene Lehren und neue Motivationen

Durch Prompts 'Aufträge' zu bekommen, verschiedene Aspekte jener Welt zu vertiefen, in der meine Romanfiguren sich bewegen, ist eine spannende Herausforderung, die auch gut zum sommerlich leichteren Umfeld passen. Manche Artikelarten würde ich freiwillig nie nehmen (Sprache, Konflikt...), aber es schadet gar nichts, sich auch darber einmal den Kopf zu zerbrechen, sond es doch auch Realitäten (in der Fiktionalität).
Wie jedes Jahr staune ich oft über die graphischen (und musikalischen) Engagements der Anviliten. Die Plattform bietet wirklich viele kreative Nische (auch wenn ich durch Unbegabung diese Bereiche eher vernachlässige).
Als Alternivgeschichtschreibender führt mich die Lese-Challenge immer neu darauf zurück, dass die meisten Anviliten Fantasy oder Science fiction als Massstab nehmen. Möglicherweise kann ich zumindest aus SciFi Anregungen für 1957 nehmen.

by Racussa mit DALLE