Spiegeltore
Wendelin Ambrosius zu Bücherfelde saß auf einem großen Stein und betrachtete das antike von einer knorrigen Hecke umrahmte Portal, was zwischen sich auftürmenden Felsen von beiden Seiten engeklemmt war. Es hatte seit seiner Errichtung vor über tausend Jahren schon dünne Risse und einige der einst prächtigen Plastiken von rankendem Efeu und Feuerlilien waren bereits abgebrochen. Doch das Tor schien noch intakt und vor allem für die Häscher der idakischen Gottkaisergeschwister, die wie apokalyptische Reiter Tod und Verderben über das Land hereingebracht hatten, noch unbekannt zu sein. In der Luft hing der bittersüße Geruch eines tränenreichen Abschieds. Wendelin wusste, heute würde er wohl die größte Veränderung seines Lebens durchmachen und die Gestalt eines Menschen annehmen, um in deren Welt zu reisen. ...
Spiegeltore sind das schnellste Verkehrsmittel, um auf den einzelnen Kontinenten der Elemente hin- und herzureisen und führten 2.800 vor Ratsgründung zur schrecklichsten Katastrophe von Elaqitan. Zwar wurde Elaqitan danach wieder erfolgreich aufgebaut, jedoch hinterlies die größte Flut aller Zeiten eine tiefe Narbe im Gedächtnis der Elaqitanier und der nach Naharin ausgewanderten Menschen.
Geschichte
- 3.495 BEC Enthüllung des 1. Spiegeltores in Aqila
- 3.490 BEC Aufbau von Spiegeltoren auf den Kontinenten der Elemente
- 3.432 BEC Installation erster Spiegeltore auf Idaka
- 2.830 BEC Angriffe auf die Portale von Entuti, Mura und Urtis auf Idaka
- 2.800 BEC Spiegelkettenreaktion öffnet "Tor" zur Erde
Das erste Spiegeltor wurde 3.495 vor Ratsgründung in Aqila eröffnet. Die Technik wurde von Kabeya Ziye einer layidischen Ingenieurin und Tylax Mímtash einem tèshánischen Magier entwickelt. Nach und nach wurden die Kontinente der vier Elemente durch die Portale miteinander vernetzt.
Erst etwa 60 Jahre später entstanden auch Tore auf Idaka, dem Kontinent der Menschen. Zur damaligen Zeit waren die Menschen nicht oder nur sehr wenig mit Magie vertraut und hatten vorher auch nur wenig Kontakt zu den anderen Elaqitaniern gehabt.
Während die zu Homo Elaqitanii aufstiegen, litten viele Menschen unter dem neuen Einfluss der zunehmenden Macht derselben, was zur Gründung der Spiegelrebellion und den Spiegelschlachten führte und letztendlich in der Urkatastrophe der gesamten Welt gipfelte.
Funktionsweise & Aussehen
Portale sind überall auf Elaqitan zu finden. Sie wurden auf freiem Feld, inmitten oder in der Nähe größerer Städte erbaut oder malerisch in die Landschaft eingefügt und bestehen aus Steinmaterialien, die vorher eingeschmolzen und zum Portal gegossen wurden. Je nach Wichtigkeit des Portals für die Nutzer oder oft auch aus Prestigegründen des Stifters gibt es viele Tore, die mit kunstvollen Plastiken verziert wurden. Es gibt aber auch einfache unscheinbare Tore, die auf den ersten Blick nicht immer oder leicht zu erkennen sind.
Grundsätzlich kann für den "Rahmen" des Tores jedes Gesteinsmaterial verwendet werden, jedoch müssen beim Gießen immer einige Tropfen aus den Blütenelixieren der elementaren Blüten des Aqi Talúsix's, Sporen des idakischen Mycels sowie verschiedenfarbige Kristalle hinzugegeben werden, da sonst die Reise nicht funktioniert oder man im schlimmsten Fall an einem ungeplanten Ort landet.
Vor der Katastrophe mussten die Elaqitanier ein Bedienfeld verwenden, auf dem sie den Kontinent und den Namen des Tores eingaben, wenn sie durch eines reisen wollten. Heute können Tore nur mittels Torwächter - einem Portalschlüssel - passiert werden, wenn der Reisende nicht über magische Fähigkeiten verfügt, um die Kristalle durch seine elementaren Kräfte zu aktivieren.
Wendelin erhob sich von seinem Stein und flog zum Tor, wo bereits die Magier des elaqitanischen Rates auf ihn warteten, um ihn vor seiner Reise zu verwandeln und ihm sein Reisegepäck zu übergeben... Es fühlte sich merkwürdig an, ein Mensch zu sein und Wendelin würde wohl eine ganze Weile brauchen, um auf den Stelzen, die die Humanoiden als Beine bezeichneten, laufen zu können. Das Portal war bereits aktiviert und Wendelin wurde von einer Aura aus Regenbogentönen umhüllt, die von den scharfkantigen Kristallen, die aus dem Stein herausstachen, ausgelöst wurden. Der Durchgang, der vor der Aktivierung ein einfaches Tor auf die andere Seite der Felsen gewesen war, zeigte nun einen Ort hinter einem silbrigen Spiegel, der in Schnee und Dunkelheit lag...
Unaktivierte Tore offenbaren nur den Blick auf die umgebende Natur und könnten auch als einfaches Mittel der Landschaftsgestaltung gesehen werden, wenn man ihren Nutzen nicht kennt. Werden die Portale aktiviert, so entsteht ausgehend vom Rand ein liquide Spiegeloberfläche - was zum Namen führte -, die das Ziel der Reise als dunklen Schatten durchscheinen lässt. Gleichzeitig wird der Reisende in ein buntes Licht gehüllt. Sobald man das Tor passiert, löst sich der silbrige Schleier an dieser Stelle und wechselt zu einer orange glimmernden liquiden Konstistenz, die von schmalen Blitzen durchzogen ist. Der Reisende wird hineingezogen und vollkommen aufsaugt. Reisen zu Pferd, mit Wagen oder anderen Vehikeln ist natürlich möglich.
Reise durch das Portal
Als Wendelin das Tor berührte, wurde er hineingezogen. Er war schon öfters durch Portale gereist, doch nun, als sich das Tor hinter im geschlossen hatte, verschwanden die Wolken hinter ihm und er konnte das Tor nicht mehr sehen. Selbst wenn er wollte, es gab kein zurück. Vor ihm breitete sich eine Welt aus weißen bauschigen Wolken aus, die von einem glimmernden Schimmer umhüllt waren. Hier und da wuchs etwas Feenhaargras zwischen den Wolken und es tanzten ein paar Sternglüher am Himmel. Langsam breitete sich ein Gefühl von Müdigkeit in ihm aus. Oh er musste sich beeilen, sonst würde er niemals den Ausgang erreichen. Mit seinen neuen Beinen hatte er große Probleme, sich fortzubewegen. Er versuchte zu rennen und als sich das Tor mit einem orange glimmernden Rand vor ihm endlich wieder öffnete und größer wurde, sprang er hindurch und verschwand in den dunklen Gassen einer verträumten barocken Stadt.
Nach der Öffnung des Tores befindet sich der Reisende auf einem Pfad zwischen güldenem Gras, was von rosa Wattewolken bedeckt ist. Für den Reisenden fühlt sich die Reise je nach Entfernung wie wenige Stunden oder auch bis zu mehreren Tagen an. Jedoch ist man am Ende der Reise um keine Stunde gealtert, da man die Reise selbst innerhalb weniger Sekunden absolviert.
Eine Reise durch das Portal ist nicht für jeden angenehm. Einige müssen sich erbrechen, wenn sie die andere Seite passiert haben. Einige klagen über Kopfschmerzen, fühlen sich schwindelig oder unheimlich von den Wattewolken angezogen und müde. Leider konnten diese Beschwerden auch in den 4.000 Jahren der Nutzung nicht behoben werden, jedoch gibt es Mittel wie das Wolkenwanderelixier oder das Alptraumtonikum, um solchen Reisekrankheiten vorzubeugen bzw. zu überstehen.
Je länger sich die Reisedauer anfühlt, um so gefährlicher kann die Reise werden. Man kann sterben, wenn man dem Gefühl erliegt, in den Wolken schlafen und träumen zu wollen. Der Pfad kann durch das Expansionsleiden extrem in die Länge gezogen sein oder das Portal wurde von Kreaturen wie Illusionsgespenstern, Wolkendämonen oder Irrlichtern heimgesucht, aus deren Fängen man kaum entkommen kann.
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