Verzauberungen

"Gesegnet von den Göttern, formen wir die Kräfte des Astraviriums nach ihrem Willen und gebären ihre Macht in unsere Welt."
"Das sollte nah genug sein.", erklärte Auril und ließ sich zwischen die hochgewachsenen Wurzeln eines Baumes sinken. Sie verschränkte ihre Beine im Schneidersitz und legte eine Hand auf die von der Sonne gewärmte Rinde des Giganten. Ihre Finger strichen sanft über die raue Oberfläche und ein seichtes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie hatte sich nicht getäuscht, trotz der Struktur der umgekehrten Götterschatulle gab es so etwas wie Naturquellen im Inneren oder zumindest war es nah genug für ihre Zwecke.

Auril zog tief die Luft ein, fokussierte sich auf die Energie, die durch ihren Körper zirkulierte. Wärme stieg in den Bahnen auf, die sich von ihrem Gehirn bis in ihre Zehen erstreckte, die schnell zu einer kraftvollen Hitze heranwuchs. Ein nicht minder starkes Pulsieren begann ihre um die Rinde geschlungene Hand zu durchlaufen und als würde der Baum ihr antworten wollen, breitete sich ein seichtes Zittern durch seinen gewaltigen Körper aus. Wie eine wundervolle Harmonie wogen sich Pulsieren und Zittern gegeneinander, stimmten einander zu und stießen einander ab, stritten und umschlungen sich im nächsten Augenblick wieder friedvoll.

Das Gefühl begann sich auszuweiten, nicht nur den Baum selbst zitterte, auch seine Äste und Blätter widerstanden der durch den Wind aufgelegten Bewegung und orientierten sich nach Aurils Willen. Bald schon stimmte der Boden zu ihren Füßen in ihre Melodie ein, schien zu beben und zu toben. Die Elfe griff noch ein Stück tiefer, grub ihre eigene Kraft tiefer zwischen den Wurzeln hindurch, bis sie fand was sie gesucht hatte, einen Strang dichter Energie, einen roten Faden in der Natur die sie umgab.

Der Faden legte sich sanft zwischen die imaginären Finger ihrer eigenen Energie, die sich durch das Erdreich grub. Sie hangelte sich daran entlang, an Tieren und Erde vorbei, hinab in immer tiefere und härtere Gesteinsschichten. Mit jedem Schritt wurde der Faden dicker, wuchs bald schon zu einem Seil heran und bald darauf zu einem Konstrukt, welches der Größe des Baums vor Auril in nichts nachstand.

Der Umbruch kam plötzlich. Das Konstrukt fremder Energie verfloss in was nur als ein Ozean aus Kraft bezeichnet werden konnte, unendliche Mächte verborgen im Erdreich, die Kraft des Planeten selbst und Auril tauchte darin ein. Jeder Atemzug ihres scheinbar weit entfernten Körpers raubte ein winziges Fragment dieses schier endlosen Ozeans und verstaute ihn sicher wie einen Schatz in ihrem eigenen Leib. Ein halbes dutzend Mal verschlang die Elfe die verfügbare Energie, bevor sie ruckartig ihre Hand vom Baum löste und ihren Kameraden hinter sich ein zufriedenes Lächeln schenkte.

Als Verzauberungen werden Techniken bezeichnet, welche größtenteils auf Basis von astraler Energie fungieren aber in veränderter Form auch durch Naturenergie und bedingt auch magische Energie gewirkt werden können. Hierbei werden Objekte mit übernatürlichen Kräften ausgestattet, die der Träger entweder aktivieren kann oder die zu einer dauerhaften Stärkung führen.

Bekannte Anwender
Auril Emen
Typ
Arcane

Grundlagen

Die Basis für alle Verzauberungen bildet ein Konzept der astralen Energie. Diese wird sich zumeist sinnbildlich als eine Leinwand vorgestellt, auf welcher andere Energien wie Farbe haften. Hierbei sickern Eigenschaften dieser Farben beziehungsweise Energie in die Leinwand beziehungsweise in die zugrundliegende Astralenergie. Verzauberer reißen diese Fragmente der Leinwand heraus und binden sie an Objekte, wodurch sich die daran haftenden Eigenschaften ebenfalls auf dieses Objekt übertragen.

Die hierdurch entstehenden verzauberten Objekte tragen zwar zu jedem Zeitpunkt diese neue Eigenschaft in sich, welche jedoch schlummert bis sie mit der Energie eines Trägers erweckt und hierdurch aktiviert wird. Einige solcher Verzauberungen reagieren hierbei auf den Willen des Trägers und wechseln somit zwischen einem aktiven und inaktiven Zustand, andere beziehen permanent die notwendige Kraft und können lediglich durch ihr Ablegen deaktiviert werden.

Praktik

Die grundlegende Praktik der Verzauberungen basiert darauf Fragmente von Astralenergie aus dem größeren Kosmos zu entfernen und diese an ein Objekt zu knüpfen. Hierbei sind verschiedene Schritte zu erwähnen, die nötig sind, um eine Verzauberung zu erschaffen.

Zugriff

Im ersten Schritt benötigt ein Anwender zunächst einmal einen Zugang zur astralen Energie, dieser kann sowohl durch die direkte Kontrolle dieser, wie im Fall der Sternenpriester der Fall sein oder aber auch auf Umwegen geschehen. Diese Umwege konnten bislang lediglich durch die Naturenergie oder die magische Energie errungen werden. Im Fall von Naturenergie ist hierfür eine Naturquelle nötig. Je stärker die angestrebte Verzauberung, desto mächtiger muss auch die entsprechende Quelle sein.

Der Naturmagier greift hierbei in die Quelle selbst hinein, indem er seine eigene Naturenergie in diese gräbt. Da es sich bei Naturquellen im Grunde nur um dauerhafte Konvergenzen handelt sind diese von gewaltigen Mengen Astralenergie umgeben. Indem der Naturmagier Stücke der Naturenergie in sich selbst leitet, kann er Mengen von Astralenergie damit einhergehend an sich reißen.

Im Fall von magischer Energie, beziehungsweise Magie verhält sich das Ganze etwas unterschiedlich. Im Grunde ist mit Magie nahezu alles möglich, jedoch benötigt es eine gewisse Spezifikation des Magiers, weshalb sich spezifische Verzauberungsmagien entwickelt haben, unter denen es Formen gibt, welche astrale Energie indirekt durch die Manipulation von magischer Energie kontrollieren.

Grabung

Eine Grabung bezeichnet den Arbeitsschritt einer Verzauberung bei welcher eine Eigenschaft in den Besitz des Verzauberers genommen wird. Manipuliert ein Verzauberer selbst Astralenergie, so ist dieser Schritt relativ einfach. Im Grunde wird aus der eigenen Energie eine Art Schere geformt, mit welcher die spezifische Eigenschaft aus der Realität geschnitten und extrahiert wird. Dies bedeutet allerdings auch, die ursprünglich zugehörige Materie zerfällt in diesem Schritt. Dieser Zerfall lässt sich auch durch die Nutzung von Naturenergie oder magischer Energie nicht verhindern.

Magische Energie erschwert den Prozess nur geringfügig. Im Grunde wird einfach nur eine größere Menge Kraft benötigt, da die magische Energie die Form vorgibt und die astrale Energie hierbei hinterherziehen muss. Abseits davon ist der Prozess jedoch für beiden Energie identisch. Anders sieht es hierbei im Fall der Naturenergie aus. Da sie nicht genutzt werden kann, um Astralenergie zu leiten, muss sie stattdessen als Gefäß für die astralen Kräfte dienen. Dies bedeutet, dass die Naturenergie gewissermaßen zu einer Hülle geformt wird, welche die Astralenergie hält und zusammenpresst. Hierbei ist ein erstaunliches Maß an Präzision und energetischer Kontrolle nötig.

Bindung

Im Schritt der Bindung wird die extrahierte Fähigkeit oder Eigenschaft auf das Zielobjekt übertragen. Dieser Schritt wird häufig auch als Weben bezeichnet. Hierbei müssen schrittweise Fragmente aus Astralenergie vom Zielobjekt entnommen werden und durch die gespeicherte Astralenergie ersetzt werden. Niederrangige Verzauberungen müssen hierbei lediglich etwa 10% der ursprünglichen Astralenergie des Objekts entfernen, mächtige Verzauberungen dagegen reduzieren die ursprüngliche Zusammensetzung des Gegenstands um bis zu 50%, werden allerdings trotzdem mit dem vollen Maß der Energie der Eigenschaft gefüllt.

Konsequenzen

Da verzauberte Objekte im Grunde aus einem Übermaß an Energie bestehen und ihre eigentliche Energie reduzieren müssen, um die Verzauberung aufzunehmen, verlieren sie einen wichtigen Aspekt ihrer materiellen Zusammensetzung. Im Grunde handelt es sich um Materie in einem permanenten kritischen Zustand, was zu einer extremen Empfindlichkeit führt. Nur geringe Schäden können die meisten verzauberten Objekte bereits vernichten. Darüber hinaus strahlen sie, sobald sie aktiviert sind, instabile Mengen an Kraft aus, die sich auf den Träger fokussieren und dessen energetische Strukturen belagern.

Der hierbei einsetzende Prozess ist vergleichbar mit jenem, der sich durch den Verzehr alchemistischer ereignet. Die körpereigenen Struktur beginnt sich mit der fremdartigen Energie zu mischen und wird nach und nach durch diese ebenfalls in einen instabilen Zustand versetzt. Abhängig von der Stärke der körpereigenen körperlichen Befähigung und Intensität kann eine Person mehr oder weniger verzauberte Objekte bei sich tragen und gleichzeitig aktivieren. Einmal aktiviert benötigt es jedoch eine gewisse Zeit bis der Träger sich von den Einflüssen erholen kann.

Sollte eine Person seinen eigenen Körper übermäßig solcher Energie aussetzen, sei es durch verzauberte Objekte oder den Verzehr alchemistischer Produkte, kann sich ein Zustand energetischer Vergiftung einstellen. Dies äußert sich durch eine Reihe von Krankheitssymptomen, darunter Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen, Halluzinationen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Magenkrämpfe, Durchfall und Erbrechen. Sollte der Zustand darüber hinaus nicht beendet werden, durch Entzug solcher Substanzen oder aber Entfernen der verzauberten Objekte, kann die Fremdenergie beginnen den Leib des Patienten zu zersetzen, wobei er aus dem Inneren heraus aufgefressen wird und in einer Art Nekrose zerfällt.

Beispiele

Ein ausgezeichnetes Beispiel für die potenzielle Nutzung von Verzauberungen liegt in der Jagd auf verschiedene Bestien oder seit weniger Zeit auch Dämonenmutationen. So kann der Verzauberer den Körper einer Fee erjagen und durch die Astralenergie die Fähigkeit extrahieren Feenstaub zu erzeugen, oder aber aus dem Körper eines Elementardrachen die Fähigkeit ziehen Odem zu speien. Seit Kurzem werden auch Dämonenmutationen gejagt, um aus diesen ihren Widerstand gegen Dämonenenergie zu extrahieren und damit Ausrüstung zu erschaffen, mit welcher die Träger Miasmen betreten können.


Anwender

Grundsätzlich können Verzauberungen von all jenen Wesen geschaffen werden, welche entweder über Naturenergie, Astralenergie oder magische Energie besitzen. Die umfassende Kunst der Verzauberung hat sich jedoch prädominant bisher nur in den Reihen der Elfen, der Astralen, des Meervolks, der Faerie und der Menschen etabliert.

Gebete

Ein interessanter Aspekt der Verzauberungen liegt in einer gesonderten Praktik der Elfen und des Meervolks. Diese verbinden ihre aktive, energetische Manipulation mit einem Gebet an ihre jeweiligen Deitischen. Durch diese Gebete fließt heilige Energie in den Prozess mit ein und kann für den Gott spezifische Kräfte auf das Objekt übertragen oder aber den Prozess selbst durch dessen Zusicherungen erleichtern. Interessanterweise scheinen solche Gebete nicht auf die Zustimmung des Deitischen angewiesen zu sein, tatsächlich ist bisher kein Fall bekannt, in welchem ein Deitischer dieser Völker die Verzauberung nicht unterstützt hat.


Cover image: by CSor96 using Wonder

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