Ich würde mich selbst als einen recht toleranten Menschen bezeichnen. Fürwahr bin ich normalerweise der aller-allerletzte, der Vorurteile gegenüber Plebejer hegt und sie aufgrund ihres Aussehens, ihrer Herkunft oder ihrer Sitten in irgendwelche Schubladen steckt. Unsere beiden Neuankömmlinge, jedoch, treiben mich wirklich an meine Grenzen.
Auf unserem Weg nach Belach trafen Joléne und ich auf zwei merkwürdige Gestalten. Bei dem ersten war ich bereits kurz davor, den Totengräber zu rufen, da es sich um einen (wie ich annehme) Fischer handelt, welcher mit so viel Alkohol aufgegossen war, dass man ihn für ein Ausstellungsstück eines Biologielabors halten konnte. Natürlich kann man nie wissen, was dieser Mann - Albert schimpft er sich - bereits alles erlebt haben mag. Wer weiß, welche Melancholien, Traumata und Schicksalsschläge er mit dem Gesöff wegzutrinken versucht. Dennoch erscheint mir seine Art äußerst ungehobelt auf einer eher unangenehmen Ebene. Ich muss ihm gegenüber mich definitiv noch etwas aufwärmen, denn er scheint wirklich kein schlechter Mensch zu sein. Nur etwas... gewöhnungsbedürftig.
Kurz darauf trafen wir auf eine*n weitere*n Weggefährt*in... Nun, "treffen" ist hier vielleicht nicht ganz der treffende (ha!) Begriff. Vielleicht sollte ich es eher mit "Wir wurden beinahe bestohlen" versuchen. Ja, das klingt um einiges passender. Diese Person erdreiste sich nämlich, aus Tolos Satteltasche zu stehlen zu versuchen. Den Göttern sei Dank konnten wir sie noch davon abhalten. Weshalb wir sie, namens Aspen, allerdings mit uns nahmen, ist mir bis jetzt ein Rätsel. Sie scheint in Ordnung zu sein, allerdings... ist sie mir dennoch etwas unheimlich. Es durchzieht mich stetig der Drang, meine Tasche etwas fester an meinen Körper zu pressen, wenn sich Aspen in der Nähe befindet. Ich kann es nicht fassen, dass ich meinen Eltern Tag für Tag immer mehr ähnle...
Schlussendlich verschlug es uns in ein kleines Bauerndorf, von wo aus ich diese Schrift hier verfasse. Wir wurden verpflegt und mit genügend Betten ausgestattet, aber ich kann beim besten Willen nicht schlafen. Ich hoffe, dass das Schreiben hier mich etwas beruhigt und mir beim Runterkommen hilft. Wir haben noch einen ganzen Tagesmarsch vor uns, und ich möchte diesen unter keinen Umständen unausgeschlafen antreten-----
Moment, was ist das für ein Geräusch?
Scheinbar bin ich nicht der einzige Schlaflose hier, denn meine Weggefährten haben es ebenso bemerkt. Ich werde nachsehen, was es damit auf sich hat.