Der erste Punkt der Tagesordnung ist es, Ihre Majestät Jamin über die Gefangenen richten zu lassen. Interessanterweise sind alle gestrig Abwesenden diesmal zugegen, sogar Prinzessin Sofia. Es kann wohl nie früh genug sein, in die Rechtsprechung des Hauses Vanjarón eingeführt zu werden und sich mit dem Tod bekannt zu machen. Im Keller sitzt Grauer neben den Gefesselten in einer Pfütze aus Blut und zerrissener Kleidung und leckt sich die Lefzen und Krallen, einem der Anwesenden ist ganz grün um die Nase, wie ich mit Zufriedenheit feststelle. Mit diesem Eindruck und dem des erfolglosen Überfalls im Kopf und auf der Zunge lässt Generälin Jamin die beiden Einsichtigen gehen. Allerdings nicht, ohne ihnen vorher die dominante Hand abzuschlagen und die Wunde zu kauterisieren. Sichtlich mitgenommen, aber dankbar um ihr Leben, dürfen sie den Keller verlassen und in ihre Heimatdörfer zurückkehren. Anders verhält es sich mit dem Uneinsichtigen, dem mit dem Großschwert der Generälin kurzer Prozess gemacht wird und dessen Überreste wiederum Grauer als Frühstück dient. Immerhin muss sich nun der Gastwirt nicht um dessen Entsorgung kümmern. [Während Segu gespannt zuschaut, studiert Wiatt Salaînes Gesicht und liest eine Mischung aus Interesse und mäßig überspielter Aversion gegenüber der Hinrichtung, und Tiz lenkt Sofia vom Geschehen ab.]
Die Zweibeiner nehmen ihr Frühstück im Schankraum zu sich, während dessen Ihre Hoheit sich an unsere Gruppe wendet und schließlich doch um eine weitere Eskorte bis zum nächsten Morgen bittet. Ich nehme sofort freudig an, denn offensichtlich scheint sie unsere Kampfkunst für wertvoll genug zu erachten, um uns weiter in ihrer Nähe zu dulden. Auch Tiz stimmt zu, wohl um die Sicherheit der Prinzessin zu gewährleisten, und auch Salaîne stimmt zu - schließlich hatte sie gestern den Vorschlag gemacht. Einzig Wiatt scheint diese Idee zu widerstreben. Nicht nur zweifelt er die Weitsicht und Planungsfähigkeit der Generälin an, indem er um die zeitliche Not füchtet ["Ich halte es nicht für die beste Entscheidung."], er hinterfragt auch noch offen Ihre Hoheit Madalenas Entscheidung, die Gruppe wie vorhanden zusammengestellt zu haben. Wie ihn Ihre Hoheit Jamin nicht sofort für diese Respektlosigkeit und Insubordination bestraft, kann ich mir kaum erklären, es ist jedoch offensichtlich, dass es vielen in dieser Gruppe an der rechten Moral mangelt. Generälin Jamin bemerkt zu meiner Schande die Unschlüssigkeit unter uns und lässt uns unsere Entscheidung ausdiskutieren. Nach einigem Zureden stimmt Wiatt zu, wenn auch unter Zähneknirschen. Es zeigt sich einmal wieder, dass eine ordentliche Hierarchie all dieses Zweifeln verhindert hätte. Und dass der Glaube an die Unfehlbarkeit der Nachkommen des Großdrachen seit dem Usurpationskrieg gelitten hat.
Gemeinsam mit den Soldat*innen machen wir uns also auf dem Weg Richtung Küste, wobei alle Anwesenden angespannt und wortkarg bleiben. Den Abend am Lager nutze ich, um mich von den Krieger*innen zu verabschieden, die ich etwas näher kennengelernt habe - gerade Maeva lässt sich zu einer Umarmung hinreißen, es scheint ihr sichtlich besser zu gehen. Am nächsten Morgen trennen wir uns von den anderen, um unserer ursprünglichen Mission nahzukommen. Wiatt bleit der Verabschiedung fern, ich danke beiden Hoheiten für ihren Glauben an uns und wünsche ihnen, dass ihr Ruf wie ein Donnergrollen vor ihnen durch die Felder jagt. Salaîne wechselt höfliche Floskeln mit der Generälin und erinnert die Prinzessin, die noch einen Tee mit Tiz teilt, daran, sich durch nichts von ihren Ambitionen abhalten zu lassen. Generälin Jamin trennt sich großzügigerweise von ihrer Karte der Umgebung und markiert für uns das letzte Gasthaus vor dem Sumpf, an dem wir auch unsere Pferde zurücklasssen können, da sie der weiche Untergrund nicht tragen können wird. Dankbar nehmen wir an und machen uns auf den Weg.
Auf dem Weg zum besagten Gasthaus reitet Salaîne an mich heran und fragt mich, wie sicher ich mir bin, die Gruppe durch den Sumpf führen zu können. Ich antworte ihr ehrlich, dass dies zwar nicht mir bekanntes Gebiet ist, ich mithilfe der Karte und der Fähigkeiten, die ich mir als Späher angeeignet habe, fast garantieren kann, dass wir zumindest den richtigen Ort finden werden, wenn wir nur die Gefahren auf dem Weg überleben und keine Zeit verschwenden. Nichts würde mich davon abhalten, meinen Auftrag für die Vanjaróns abzuschließen, und zumindest das scheint sie gutzuheißen. Sie überrascht mich dann doch, als sie sich dazu herablässt, ihr Wissen um im Sumpf befindlichen Kräuter mit mir zu teilen, und schon bald entspinnt sich ein freundliches Fachgespräch. Wir kehren zum Sonnenuntergang im genannten Gasthaus ein und bekommen sogar ein jeder ein eigenes Zimmer. Ich veranlasse, dass es den Pferden in unserer Abwesenheit gut gehen wird, und ohne sie waten wir bald durch das immer feuchter werdende Gebiet. Kommende Nacht ist Vollmond, also bleibt keine Zeit für Konversation; alle strengen sich an, einen Weg durch dieses unwirtliche Gebiet zu finden. Salaîne bleibt kurz stehen und breitet mit geschlossenen Augen beide Arme aus. Sie meint, als Hexe die Leylinien des Landes spüren zu können - äußerst nützlich, kann ich sie vielleicht später drüber fragen - und zeigt in die Richtung, in der sie die Blumenwiese vermutet, da dort wohl Leylinien einen Knoten bilden und ein gutes Biom für die Blumen bieten. Leichter Regen setzt ein und macht den trügerischen Untergrund noch rutschiger, sodass ich vorangehe und mein geringeres Gewicht nutze, um Unebenheiten und Senklöchern aus dem Weg zu gehen. Auch Wiatt nimmt die Umgebung in Augenschein und sucht nacht Spuren von Trollaktivität, aber die Witterung und das unbekannte Gebiet scheinen auch ihn zu stören. Als es gerade etwas dichter überdacht wird, setzt Tiz ihre blasphemischen Fähigkeiten ein, um ihre eingeschränkte Sicht auszugleichen, wie sie behauptet. Die Strafe durch die Götter lässt nicht lange auf sich warten, als ein kleiner Hügel sich zu bewegen scheint und sich ein verwesender, über und über mit Pilzen und Pusteln bedeckter Troll erhebt und uns mit einem heiseren Gurgeln angreift.
Der Troll und ich scheinen uns gegenseitig als jeweils größte Gefahr zu erkennen und stürzen in den (mehr oder weniger) Zweikampf, in dem mein Schwert fast genauso tiefe Scheisen in dessen Fleisch schneidet wie seine klauenbesetzten Pranken in meines. Angelockt durch den Kampfeslärm erscheinen bald geflügelte Monster, mehr staksend und hüpfen als fliegend, mit reihenweise Schädeln an ihre Arme gebunden. Eines davon wirkt einen Zauber, der meine Umgebung in eine wirr flüsternde Dunkelheit taucht, in der ich kurz darauf Wiatt neben mir kämpfen und ächzen höre. Offenbar sind die Sumpfgase in dieser Region brennbar - oder es war ein Zauber - denn vor meinen Augen wird die Dunkelheit von einer blauen Flamme erhellt, die mich schwer erwischt und von Grauers Rücken schleudert. Ich bewege mich aus der zermürbend säuselnden Schwärze, um mir einen Überblick zu verschaffen, sehe, dass der Troll davonrennt, und werde sofort von einem der geflügelten Wesen angefallen, dass einen der Schädel zwischen seinen Krallen zerbricht und mich mit seiner Magie in die Ohnmacht schickt. [Segu nimmt zwei erfolglose Todesrettungswürfe durch einen Angriff auf seine Schädeldecke in Kauf, Salaîne heilt ihn allerdings.] Diese hält allerdings nicht lang an, das Monster ist allerdings verschwunden, der Boden um mich seltsam verdorrt. Ich schwinge mich kraftlos auf Grauer, der mich mit neu gewonnener Vorsicht vor der magischen Dunkelheit auf den letzten verbliebenen Gegner zu trägt, der mit einer mit phantasmalen Drachenarmen ausgestatteten Tiz kämpft und dem ich in einem Moment der Ablenkung meine Klinge durch das Rückgrat reiße. Salaîne wirft einen silbrig-hellen Zauber in die andere Richtung, und das andere geflügelte Monster fällt mit einem Brandloch im Brustkorb in den matschigen Boden. Der Troll ist über alle Berge und die magische Dunkelheit verschwindet, sodass wir uns endlich unseren Wunden widmen können. Ich verbinde meine - und auch das seltsame Jucken am Hinterkopf verschwindet - und heile Grauer mit meiner Magie, während Tiz den noch immer seltsam schwankenden und desorientiert wirkenden Wiatt verpflegt und ihm einen Bonbon anbietet [sie bemerkt seine glühenden Augen und leicht vergrößerten Eckzähne und bietet ihm ihre Unterstützung im Allgemeinen an, was diesen verwirrt, woraufhin sie die Einheit der Gruppe und die Notwendigkeit von Ehrlichkeit und ihre eigene Unvoreingenommenheit beschwört, was Wiatt nur noch mehr irritiert], den jener bereitwillig annimmt. Salaîne untersucht währenddessen die gefallenen Monster (laut Wiatt "Bone Stalker") und sammelt deren getragene Schädel [je 2 humanoide, ungeheuerliche, monströse und feenhafte] auf. Sie tritt zu mir und Grauer und schenkt uns einen der humanoid wirkenden Schädel als Talisman. Da man grundsätzlich gut beraten ist, gesegnete Gegenstände für das etwaige Nachhelfen des Schicksals anunehmen, und gerade Hexen bekannt für ihre Verzauberungen sind, nehme ich dankend an und schnalle ihn mir an den Gürtel. Wie Salaîne meint, könnte der Schädel mir vielleicht mehr Glück bescheren als seinem vorherigen Besitzer.
Nun, da alle wieder bei Kräften zu sein scheinen, gehen wir weiter, wobei Wiatt diesmal seine immer mal wieder abschweifenden Augen auf den Boden richtet, um nach dem richtigen Untergrund für Myrlys zu suchen. Es gibt ein kurzes Erschrecken, als Grauer plötzlich in eine Senkgrube gerät und mit den Vorderpfoten einsinkt, bis gerade einmal seine hochgereckte Schnauze aus dem Sumpfwasser hervorragt. Ich steige ab und ziehe an seinem Sattel, werde aber von seinem Gewicht lediglich mitgerissen. Wiatt und Salaîne sind gerade so zur rechten Zeit an meiner Seite und schaffen es mit vereinten Kräften, Grauer wieder aus der Tiefe zu zerren. Immer noch verdutzt und noch nasser als ohnehin schon durch den Regen, schüttelt Grauer Schlamm, Morast und den ein oder anderen Egel ab und wir können weitergehen. Diemal führe ich ihn an seinem Zaumzeug und achte besonders darauf, den Boden vor ihm auf dessen Stabilität zu überprüfen. Nur eine knappe Stunde später auf dem Weg die unsichtbare Leylinie entlang treffen wir auf einen den halben Horizont verdunkelnden Teppich aus Mücken, der sich sofort hungrig auf uns stürzt. Meine eigenen Schuppen scheinen sie nicht durchdringen zu können, aber der Rest der Gruppe schlägt noch immer wild um sich, als wir dieses Gebiet endlich hinter uns lassen, auch Grauer kneift mit seinen Zähnen immer mal wieder seine weicheren Körperstellen unter den Achseln und am Bauch und Kratz seinen Hals bei jedem dritten Schritt.
Endlich gelangen wir auf eine Lichtung, die etwas festeren Untergrund bietet, und erspähen tatsächlich ein Büschel Myrlys-Blumen an deren Rand. Salaîne meint, es wäre besser, wenn wir auf die Nacht warten, wenn der Vollmond die Potenz der Pflanzen bei deren Ernte auf ein Maximum steigern würde, und sie ist die Expertin hier. Tiz bittet Wiatt in einem Ton, der an dessen Fähigkeiten zweifeln zu lassen scheint, nach Brennmaterial zu suchen, und Salaîne und ich sammeln Beeren, Kräuter und Pilze, die ich auf dem Weg in der Nähe habe wachsen sehen und die unseren kargen Proviant etwas aufbessern werden. Wir kehren kurz vor dem Bloodhunter zurück, der zwei Arme voll Torf und Holz mit sich trägt, die allerdings sehr feucht sind und daher eher Rauch denn Wärme abgeben werden. Tiz ihrerseit nimmt seine Beute an sich und dreht uns ihren Rücken zu. Nach einigen Geräuschen, die darauf hindeuten, dass sie Schmerzen hat, und einer seltsamen Verfärbung ihrer Armschuppen bietet sie uns das Brennmaterial nun im getrockneten Zustand dar; sie ist also nun auch noch magisch begabt - was verhemlicht sie sonst noch? Wenn wir wieder zu ihrer Hoheit Madalena zurückkehren, werde ich ihr von all diesen Dingen berichten, und ich bin mir sicher, dass sie diese frevelhafte Person ihrer gerechten Strafe zuführen wird. Bis dahin sind wir auf sie angewiesen, also werde ich ihre Affronts gegenüber Venxaroncas übergehen, aber weiter im Hinterkopf behalten. Sie nutzt nun alles Gesammelte, um einen Eintopf zu kochen, und winkt bald Wiatt heran, der ihr kurz beim Umrühren helfen soll. Sie umarmt ihn plötzlich, woraufhin er erstarrt und sichtlich unangenehm berührt ist, während sie sich für ihren "falschen Ansatz" entschuldigt. In Ermangelung einer positiven Reaktion gibt sie Wiatt einen weiteren Bonbon und lässt von ihm ab, woraufhin der Krieger verwirrt zu seinem bisherigen Posten am Rande der Lichtung zurückkehrt. Salaîne stupst mich an und nickt mit einer gehobenen Augenbraue in die Richtung dieses seltsamen Vorfalls und wir sind uns einig, dass das alles ziemlich merkwürdig ist. Schließlich essen wir gemeinsam die fertige Brühe und Salaîne erklärt uns den Erntevorgang. Schon beim Vorrätesammeln war ihr aufgefallen, dass ich sehr präzise und sorgsam mit der Sichel umgehen kann, daher bittet sie mich um meine Hilfe beim Entwurzeln der Blumen.
[Wiatt nutzt seine Fähigkeit, magische Gegenstände vor allem bei Salaîne zu erspüren, und entdeckt: die nekromantische Laterne, Stab, Buch und Medaillon bei Salaîne, Tiz Gürtel und rechte Armbinde, Segus Umhang und kleine Schuppe in einer seiner Innentaschen]
Als endlich die Sonne untergeht und einem hinter den Wolken scheinenden Vollmond Platz macht, ist Salaîne als Anbeterin Galachnas sichtlich unwohl zumute, aber sie schüttelt sich kurz und bereitet ihr Konservierungsritual vor. Sie ordnet die zwei Feenschädel, mehrere Kristalle, lange Zweige und andere Gegenstände, deren Natur sich mir entziehen, in einen groben Kreis an, mit den Phiolen für den Transport der Blumen in deren Zentrum. Überraschenderweise fragt sie mich, ob es mir genehm wäre, Cerawna um deren Beistand anzubeten, und natürlich stimme ich zu. Sie schließt ihre Augen und murmelt in sich hinein, und auch ich schicke ein Stoßgebet an die Gebieterin der Nacht und der niederen Kreaturen auf Venxaroncas weiter Erde. Motiviert und äußerst vorsichtig nehme ich die scharfe Sichel entgegen und schaffe es, die Myrlys, ohne auch nur ein Blütenblatt oder Wurzelspitze zu beschädigen, aus dem Sumpfboden zu holen, und übergebe die drei Pflanzen an Salaîne, die weiter vor sich hinflüstert und die Blumen in die Phiolen gleiten lässt, die vor Mondlicht glühen zu scheinen. Sie verkorkt die gläsernen Behältnisse und lässt einen Hauch über sie wehen, was sie wohl entgültig magisch versiegelt.
Während all dem lässt Wiatt seinen immer unsteteren Blick in die Dunkelheit um die Lichtung herum gleiten, bereit, jede verdächtiige Bewegung zu melden. Was er jedoch nicht bemerkt - Tiz, die ihn beobachtet, aber umso mehr - ist, dass er selbst sich merkwürdig verhält, indem er steif dasitzt, immer heftiger zittert, und von Zeit zu Zeit zu schwanken scheint.