Alle erwachen gut ausgeruht - ein Vorteil des Schlafens in ordentlichen Betten - abgesehen von ein paar der Soldat*innen, die es gestern übertrieben haben, und auch Salaînes Augen sind leicht gerötet, wahrscheinlich von einer unruhigen oder kurzen Nacht. Der Bannermann Seiner Majestät bietet uns ein ausgiebiges Frühstück an, aber Ihre Hoheit Jamin will schnell weiterreisen und bricht ein karges Brot mit allen Anwesenden. Auf dem Weg unterhalte ich mich mit den Untergebenen Jamins, mit denen ich mich gestern Abend angefreundet habe: Juan kenne ich eh schon, er hilft ja oft in den Stallungen aus. Meava ist für die Hunde verantwortlich, aber sie und Sergi habe ich auch schon bei meiner Zeit bei den Spähern gesehen. Sergi und nalia bleiben wie schon gestern lieber alleine oder unter sich, ganz anders als Alando, der viel und gerne redet, aus dem man aber nie herausbekommt, was denn nun wirklich seine Aufgabe ist. Fernando und Vega sind beide auf ihre jeweiligen Arten für die Gesundheit der Truppe zuständig. Von Matteo halte ich mich fern, der hat was gegen Kobolde. Oder generell gegen Fremde. Keine Ahnung, aber seine höfliche Art zusammen mit seiner abgeneigten Haltung machen, dass meine Nackenschuppen jucken.
Nach einiger Zeit scheint es auch Salaîne zu langweilig geworden zu sein, nur still vor sich hin zu reiten, und sie fragt mich, wie ein Kobold wie ich eine so angesehene Stellung bei einem so hohen Haus innehaben kann. Eine berechtigte Frage für Leute, die mit Kobolden zu tun haben, aber vielleicht eine versteckte Kritik an der Güte, mit der die Vanjaróns unsereins begegnen? Nun, sie hat mir bisher keinen Grund gegeben, ihre Ergebenheit an den Herr*innen anzuzweifeln, also beantworte ich freigibig, aber unter Wahrung der Privatsphäre aller Beteiligten, ihre Frage. Im Gegenzug informiere ich mich darüber, wie ihre Schwesternschaft strukturiert ist. Irgendwie habe ich eine rigide, sichere Hierarchie im Vorbild der herzöglichen Familie und derer Untergebenen angenommen, da die Hexen ein weit größeres Gebiet abdeckten als etwa Moneda, aber sie versichert mir, dass es eine ranglose Gemeinschaft ist, deren Streitigkeiten durch nicht-tötliche Duelle oder auch durch Things geklärt werden. Dies würde in ihren Augen bedeuten, dass das Ansehen einer einzelnen Hexe von ihren taten, nicht aber von ihrer Geburt abhängt. Von der darin eingebundenen Heuchelei abgesehen - Hexen haben ihre beachtliche politische Macht eben nur aufgrund ihrer angeborenen Fähigkeiten - ist es natürlich lächerlich, Macht nicht an Blut und Herkunft zu binden. An den Drachenabstämmigen findet man natürlich das beste Beispiel, am vergleichsweise eher schwachen Blut des Kaisers ein weniger eindrucksvolles, von niederem Blut wie dem der Kobolde erst ganz zu schweigen. Immerhin stimmen wir darin überein, dass sich die wahre Stärke in Zeiten der Konflikte zeigt. Ich meine, der Krieg des Usurpators hat deutlich gemacht, dass Moneda nur durch viele Verluste und eine schier endlose Flut schwächerer, feigerer Feinde in Allianz zueinander zu einem Remis gebracht werden konnte.
Wir nähern uns langsam einem Ausläufer der skaldischen Grenzregionen, also bedeutet Ihre Hoheit Jamin uns Späher*innen in ihrer Weisheit, die Umgebung im Auge zu behalten. Die Skandern hatten es eh nie wirklich mit der Hege und Kontrolle der Monsterpopulationen, also würden hier etwaige Gefahren über die unsichtbaren Herzogstums-Linien migrieren. Ich untersuche also einen Wald, durch den unsere Straße führt, und fühle mich sofort beobachtet, auch wenn ich nicht ausmachen kann, wovon. Plötzlich bewegen sich die Bäume und das Unterholz um mich herum - und tatsächlich erheben sich mehrer hölzerne Ungetüme um die gesamte Gruppe. Gerade so kann ich die anderen warnen, doch die Größe der Eskorte ist nun ein Nachteil, da wir nicht einfach zurückweichen oder nach vorne durchbrechen können; es bleibt also nur, die Gefahr direkt zu eliminieren. Es folgt ein Kampf, dessen Ablauf nicht besonders festhaltenswert ist. Außer der hervorragenden Führungsfertigkeiten Jamins, die natürlich keine einzige Person unter ihrem Kommando verloren hat, sind allerdings einige Seltsamkeiten meiner neuen Kameraden aufzuarbeiten. Tiz hatte offenbar doch noch etwas von ihrem häretischen Meister gelernt, bevor sie ihn seiner gerechten Strafe zuführte, denn während des Kampfes wurden ihre physischen Schläge bald von inkorporalen Drachenpranken abgelöst. Eigentlich ein Affront an die wahren Drachen, allerdings kann ich mir vorstellen, dass sie es einfach nicht abgelegt hat, um sich die Hände während eines Kampfes zu beschmutzen. Wiatts Gebrauch seiner Blutmagie war nicht überraschend, hatte ich sie doch schon früher in Aktion gesehen. Allerdings war es eine Überraschung, als Salaîne sein Blut nutzte, um unsere Gegner zu verfluchen. Ich finde es sehr nützlich, Blut, das eh vergossen wird, noch brauchbar zu machen, aber Wiatt nimmt offenbar großen Anstoß daran. Es kommt im Anschluss an den Kamof fast zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen den beiden, aber irgendwas - vielleicht das Versprechen, zukünftig keine Zauber auf Wiatt zu wirken - scheint dann doch dafür zu sorgen, dass es sich zu einer unter der Oberfläche brodelnden Wut abkühlt.
Während der nächsten Rast in einer von einem Bach durchschnittenen Lichtung geht Tiz von einem Kumpanen zum nächsten und wäscht und flickt ihre Kleidung. Ich wasche mich im kühlen Bachwasser, aber einer der Soldaten erzählt mir später, dass auch Tiz Salaîne verboten hat, ihr Blut anzurühren. Außerdem scheint Salaîne eine vernarbte Wunde auf ihrer Schulter zu haben, die magischen Ursprungs ist. Vielleicht eine dieser "friedlich" beigelegten Streitereien mit einer anderen Hexe. [OOC: Salaîne drückt ihre Bewunderung für Tiz' Kampfstil aus.] Wiatt ist die ganze Zeit über nicht bei den anderen im Lager. Selbst Sofia muss abgehalten werden, nach ihm in den umliegenden Wäldern zu suchen, wohl um ihn zu schickanieren. [Er wirft im Gehölz Kiesel gegen Baumstämme, noch sichtlich aufgebracht, und wird von Tiz aufgesucht, die ihm nahelegt, sich mit Salaîne zu vertragen und sich zu waschen, wobei sie besonders betont, dass er beides bestimmt gut hinbekommt, wenn er sich anstrengt. Er erwidert, dass man sich bei Hexen nie sicher sein kann, was diese mit dem Blut einer anderen Person anstellen können, und zählt paranoid Möglichkeiten auf, wie sie ihm schaden könnte.]
Jamin schickt einen Botenfalken in die Lüfte. Als ich sie höflich um die darin enthaltene Botschaft frage, eröffnet sie mir, dass es einen Bericht über den zurückliegenden Kampf enthält, aber auch Lob um die herausragenden kämpferischen Fähigkeiten meiner Kumpanen. Mich inbegriffen! Allerdings hält sie mich darum an, den inneren Frieden der Gruppe zu wahren. Als Generälin weiß sie sehr wohl, wie wichtig die Moral ihrer Truppen den positiven Ausgang einer Mission beeinflusst. Kurz schrecken die Pferde wieder auf, diesmal wegen einer Schleiereule, offenbar das Haustier Salaînes. Eulen sind lautlose Flieger, daher ist es wohl nicht weiter verwunderlich, dass wir ihre Anwesenheit bisher nicht bemerkt haben.
Wir reisen weiter, doch die Sicherheit muss offensichtlich erhöht werden. Ihre Hoheit Jamin nutzt Grauers Lufthoheit aus, um die Umgebung von oben im Auge zu behalten, während sie mich, Meava und Sergi durchs Unterholz vorausschickt.
[Jamin und Nalia werfen immer wieder beorgte Blickt zurück zu Salaîne und Wiatt, woraufhin erstere zu Jamin heranreitet. Sie setzen sich kurz von der Truppe ab, um sich zu unterhalten, und Jamin erklärt ihre Unzufriedenheit mit den Streitigkeiten zwischen der Hexe und dem Bloodhunter. Salaîne drückt ihrerseits Zweifel an der Entscheidung Madalenas aus, eine Hexe und einen "Hexenjäger-Barbaren" zusammen auf eine Mission auszusenden. Jamin gibt kurz zu, dass Madalenas Entscheidungen oft von der Gesamtheit der Fertigkeiten der Ausgesandten geleitet werden und Dinge wie soziale Spannungen daher unter den Tisch fallen, rügt aber auch Salaînes unangebrachte Kritik an ihrer Schwester. Sie verbindet die Rüge mit einer kaum verhohlenen Drohung, aber Salaîne macht das nur noch trotziger, auch wenn sie zum Schein nachgibt.]
Noch in Rufreichweite des Trosses bemerke ich, dass Grauer bald schon wieder neben Jamin landet und ihr von einem über dem Pfad gestürzten Baum voraus berichtet. Jamin lässt alle stoppen, und ich wage mich nahe genug heran, um von der Baumlinie heraus die Gespräche zu verfolgen. Ein Hinterhalt ist offensichtlich, aber eine Alternativroute würde zwei Tage zu unserer Reisezeit hinzufügen. Das ist nicht nur für die zeitempfindliche Natur unserer Misson schlecht, auch die Eskorte möchte sich in Anbetracht offenbarer Feindseligkeiten nur ungern aufteilen.
Salaîne bietet ihre mystischen - und mysteriösen - Fertigkeiten zum Vorausspähen an, auch weil die anderen beiden Späher noch nicht wieder zurückgekehrt sind, und Jamin nimmt das Angebot an. Nachdem sie Wiatt ihr Pferd übergeben hat, streckt Salaîne ihre Arme weit aus und verwandelt sich vor unseren Augen in eine Rauchwolke, die sogleich, ungeachtet des aufkommenden Windes, durch das Gestrüpp zischt. Wenig später kommt sie wieder zum Trupp, verwandelt sich zurück - wird dabei fast von den nervösen Krieger*innen aufgespießt - und berichtet, dass insgesamt zwei Bäume entweder von riesigen Kreaturen oder starker Magi entwurzelt und über den Weg gelegt wurden. In der Nähe des zweiten Baumes verstecken sich eine Handvoll humanoider Gestalten, die ihrer Ausrüstung zu urteilen Banditen, Wegelagerer zu sein scheinen, auch wenn man nicht ausschließen kann, dass sie von Skander entsandt wurden - bedenkt man doch, wo wir hier sind und wer mit uns reist. Auch ich schlüpfe nun aus der Umarmung des Waldes und biete meine Unterstützung und Sichtweise an, um eine Strategie zu erarbeiten, die gleichzeitig die Banditen abwehrt oder umstellt und die Sicherheit der Prinzessin gewährleistet, sei es durch List oder das Überraschungsmoment.