Nach dieser beeindruckenden Begegnung mit dem göttlichen Boten, waren wir alle zutiefst ergriffen. Urgrosch drängte zur raschen Fortsetzung unserer Reise. Ich wollte von Ekival wissen, ob er uns etwas über seinen ursprünglichen Auftrug sagen wollte. Jener Auftrag, der ihn überhaupt nach Peststein geführt hatte.
Ekival berichtete, dass er als Heiler und als Prediger ausgebildet worden war. Er hätte nie erwartet von Thiria auserwählt zu werden. Jedenfalls nicht als so junger Mann. Auf meine Nachfrage, warum er nach Peststein gekommen wäre, erklärte er, dass er vor allem das Fest besuchen wollte. Ein göttlicher Auftrag war dabei nicht beteiligt.
Auf dem Weg zur Alten Wassertrutz fragte Ekival, warum Urgrosch so mürrisch wäre. Dieser meinte, dass er einen Auftrag von Wodrasch bevorzugt hätte. Das wäre der Gott, den er vor allen anderen verehren würde. Er versicherte aber, dass er Ekival natürlich weiter beschützen würde.
Ekival meinte, dass er das verstehen würde. Andersherum wäre er auch enttäuscht, wenn Wodrasch ihn als Priester der Thiria auserwählt hätte. Er denkt, dass Thiria die gesamte Truppe für einen wichtigen Auftrag auserwählt hätte. Dass Wodrasch nicht offen zu uns sprechen würde, müsste nicht bedeuten, dass Wodrasch nicht auch hinter unserem Auftrag stehen und uns helfen würde.
Es wäre vielleicht besser, wenn meine Gefährten die Götter als Ideale ansehen würden und weniger als Gebieter, der ihnen beliebig Aufträge erteilt. Wir sollten die Götter nachahmen und ihr Vorbild verfolgen, nicht uns blind unterwerfen.
Wir erreichten den Trutzhof ohne weitere Zwischenfälle. Ich stellte fest, dass Kathrin den ganzen Weg über ungewöhnlich schläfrig war. Beim Abendessen besprachen wir das weitere Vorgehen. Urgrosch wollte zuerst Kathrin zurückbringen und dann zum Trutzhof zurückkehren. Auf dem Weg könnten wir Tomisfelden untersuchen und dann auf dem Weg nach Norden die Bonrin.
Wenig überraschend meinte er, dass wir dafür Pferde benötigen würden. Ich gab zu bedenken, dass der Weg von der Bonrin nach Aldanheim Wildnis wäre und wir den Kalanbach zu überqueren hätten. Pferde wären dort unbrauchbar und es bestünde die Gefahr, dass wir auf dem Weg zu viel Zeit vertrödelten und zu spät kämen. Der sicherste Weg wäre von Peststein zum Alten Tempel und von dort nach Aldanheim.
Eradrien meinte, dass sie auf dem Weg nach Peststein den Unterkarm überquert und dabei einen verlassenen Grenzposten etwas nördlich von der Bonrin gesehen hätte. Es müsste also Wege in der Wildnis geben. Sie denkt, dass sie die Gruppe in der Zeit von der Bonrin nach Aldanheim führen kann. Wir kamen überein, Urgrosch' Plan zu folgen.
Ekival ging um sein Abendgebet draußen zu verrichten. Eradrien, Elladan und die Familiemitglieder vom Trutzhof begleiteten ihn dabei. Ich selbst meditierte auf dem Zimmer als plötzlich Eradrien auf ihr Zimmer stürmte, um ihren Bogen zu holen. Auf meine Nachfrage informierte sie mich, dass der Nebel von der Klaadwiese viel näher wäre als er sein sollte. Ich begleitete sie hinaus und stellte fest, dass sie Recht hatte.
Natürlich befragte ich gleich den Wachposten an der Brücke über den Kalanbach. Es war offensichtlich, dass sie nervös war. Auf meine Fragen gab der Wachposten an, dass er dies noch nie erlebt hätte. Zum Glück schien sich der Nebel aber nicht zu nähern. Zumindest noch nicht. Aber ich hatte nicht vergessen, dass sich der Spuk das letzte Mal auch zur Mitternachtsstunde verändert hatte.
Der Wachposten fragte mich misstrauisch, was bei unserer Durchquerung der Klaadwiese vorgefallen wäre. Ich gab ihm eine kurze Zusammenfassung über unsere Begegnung mit den Geistern und der körperlosen Stimme, die uns Verderben voraussagte. Der Posten mutmaßte, dass sich vielleicht der Nebel unseretwegen so ausgebreitet hätte. Dass diese Wesenheit vielleicht ihr Werk vollenden wollte.
Imbrasch der Wirt, der mir mit Eradrien gefolgt war, widersprach heftig und versicherte, dass wir sicher wären. Aber ich konnte nicht umhin festzustellen, dass die Gedanken des Wachpostens nicht von der Hand zu weisen waren. Dies schien Eradrien sehr zu beunruhigen. Ich ging mich mit dem Rest der Truppe zu beratschlagen. Urgrosch und ich stimmten überein, dass wir Wachen benötigen würden. Wachen, die im Dunkeln sehen konnten, wie ich ihn erinnerte.
Imbrasch trat zu uns und versuchte uns von unseren Vorbereitungen abzubringen. Seiner Ansicht nach wären wir unter dem Schutz seiner Familie und der Wachen am Sichersten. Hatte er vergessen, dass wir und nicht die Wachen die Klaadwiese nachts durchquerte hatten? Nichts was wir sagten konnte ihn überzeugen. Also belog Urgrosch ihn einfach und meinte, dass Imbrasch schon Recht hätte.
Natürlich würden wir nicht auf ihn hören. Eradrien würde die erste Wache übernehmen. Urgrosch würde zu Mitternacht übernehmen. Elladan würde die letzte Wache halten. Urgrosch wollte noch für Licht im Hof sorgen, sodass Ekival und ich sehen könnten, wenn wir dazustoßen müssten. Ich bat Ekival noch mit den Wachen zu reden: es wäre nicht sicher außerhalb der Mauern der Wassertrutz. Er versicherte, mit ihnen zu reden.
Ich zog mich also zurück um zu ruhen. Sollte etwas vorfallen würde die jeweilige Wache mich und alle anderen wecken. Als ich aufwachte war es früh, ich ging nach unten und wurde von Urgrosch informiert, dass in der Nacht nicht viel passierte. Er und Eradrien sahen mehrere rote Lichtblitze zu Mitternacht. Er verglich sie mit dem einen blauen Lichtblitz, den wir bei unserer nächtlichen Durchquerung gesehen hatten.
Ich ging auf den Turm und ließ mir von Elladan zeigen, wo Urgrosch die Lichtblitze gesehen hatte. Da ich dort Schemen von Gebäuden sah, kam mir der Gedanke, diese Lichtblitze wären in Tominsfelden aufgetreten. Ekival tauchte dann ebenfalls auf und fragte nach, ob es weiter geplant war, heute noch nach Peststein zu fahren. Elladan erzählte Ekival ebenfalls, was Urgrosch und Eradrien gesehen hatten. Ich schlug vor, beim Frühstück zu reden. Ekival wollte Kathrin dafür wecken, aber ich war nicht sicher, ob das klug wäre.
Da wir so früh wie möglich aufbrechen sollten, ging ich gleich packen und dann zum Frühstück. Ekival, Urgrosch, Elladan und Kathrin kamen dann ebenfalls. Eradrien kam nicht gleich, also ging ich los, um sie zu holen. Sie sah nicht besonders gut aus, ich kann nur hoffen, dass sie erkennt, dass dies nicht der richtige Weg ist. Vielleicht hat ihre Schwäche etwas mit der Klaadwiese zu tun. Sie meinte, dass die Klaadwiese sie einmal umbringen würde.
Als Eradrien zum Frühstück kam, lud sie Kathrin zu einem Bad ein. Dies sollte uns Gelegenheit geben, in Ruhe über unsere Pläne hinsichtlich der nächtlichen Ereignisse zu reden. Da die Lichtblitze in Tominsfelden auftraten, schlug ich vor, auf unserem Weg zur Bonrin nach Spuren zu suchen. Urgrosch wollte schon bei der Fahrt nach Peststein in Tominsfelden nachsehen. Er wollte keine Zeit verlieren. Ich und Ekival konnten ihn überreden, meinem Vorschlag zu folgen.
Ich fragte in die Runde, ob sich irgendjemand einen Reim aus den Blitzen machen könne. Ekival mutmaßte, dass es sich um aggressive Magie handeln könnte. Eradrien dachte, der Nebel könnte hinter uns her sein. Ich erinnerte sie daran, dass die Lichtblitze dann wohl nicht in Tominsfelden aufgetreten wären. Urgrosch mutmaßte, dass jemand nach dem Ding aus der Notiz hinterher gewesen sein könnte.
Elladan erklärt, dass es sich auch um ein Ritual gehandelt haben könnte. Er erklärte, dass Rituale meist mehrere Teilnehmer erfordern. Das Ritual könnte nekromantische Energie aus dem Nebel gezogen haben, was sich in den Lichtblitzen manifestiert haben könnte.
Wir brachen rasch auf. Etwas nördlich von Tominsfelden stoppte Usaro und schnüffelte auf der Straße herum. Eradrien sah sich das an. Sie fand etliche, frische Fußspuren, die nach Norden führen. Sie meinte, es wären mehr als zwei Dutzend Kreaturen verschiedener Größe. Darunter menschliche, menschliche aber skelettierte und einige unidentifizierbare. Sie konnte keine Tierspuren identifizieren. Etwas entfernt fand sie noch ein paar andere Spuren, die den Pfad kreuzen.
Anhand meiner Karte konnte wir feststellen, dass die Spuren von Tominsfelden Richtung Aldanheim führen. Ich verzeichnete die Spuren auf der Karte und setzte den Weg fort. Als wir die Klaadwiese verließen, trafen wir auf die Wache, die sich um die Laternen kümmert. Ich fragte ihn, ob er in der Nacht etwas Besonderes bemerkt hätte. Er verneinte, weil er sich anscheinend nachts möglichst von der Klaadwiese fernhalten würde.
Kurz vor Peststein erwachte Urgrosch und fragte nach unserem Stopp in der Klaadwiese. Ich klärte ihn über die nach Norden führenden Spuren auf, die Eradrien gefunden hatte. Urgrosch fragte sie nach der Art der Spuren und Eradrien erklärte es ihm. Urgrosch gefiel das alles überhaupt nicht. Er mahnte uns zur Eile, da "sie" jetzt einen Tag Vorsprung hätten. Wir setzten daher unseren Weg eilig fort und erreichten etwas später dann Peststein.