Nachdem wir die Schrecken der Klaadwiese hinter uns gelassen hatten, konnten wir endlich ein wenig entspannen. Zumindest die meisten von uns konnten das. Eradrien wirkte ziemlich mitgenommen von den letzten Stunden.
Ob sie wohl etwas gesehen hatte, als sie die Gruppe verlassen hatte, um die Lichter im Süden zu untersuchen? Wir hatten den Schrei einer Frau gehört. Ob das Eradrien gewesen war? Und ich meine mich zu erinnern, dass Elladan einen Geist einen Abhang hinuntergestoßen hatte, der dann nicht wieder aufgetaucht war. Ich wundere mich was das alles zu bedeuten hat.
Ich selbst konnte mich auch nicht entspannen. Urgrosch war zwar gerettet, aber sein Übermut hätte ihn beinahe umgebracht. Bisher hatte ich stets angenommen, dass er ein erfahrener Kämpfer wäre. Aber sein Verhalten erinnerte mich eher an einen blutigen Anfänger. Alleine gegen eine ganze Armee? Wahnsinn!
Ich deutete etwas in der Richtung an, aber ihn schien es nicht zu bekümmern, dass er einer ganzen Armee gegenübergestanden wäre. In Zukunft muss ich mich wohl stärker in taktische Fragen einbringen. Soweit ich das sehen kann, haben Ekival, Elladan und Eradrien keine Problem mit Urgrosch' Übermut.
Zunächst galt es aber eine Unterkunft für den Tag zu finden. Kurz vor Sonnenaufgang erreichten wir den Kalanfluss und die Alte Wassertrutz. Eradrien eilte bereits voraus und zahlte den Zoll für die Brücke.
Im Trutzhof versorgten wir Kathrin in einem Zimmer und konnten uns im Bad waschen. Die Tochter der Wirtsleute hatte anscheinend irgendeine Konstruktion gebaut, um das Flusswasser aufzuheizen. Eine gewaltige Verschwendung wie ich finde und Elladan stimmte mir da zu.
Das Essen war sehr gut, und der Wirt leistete uns etwas Gesellschaft. Ich war erstaunt zu erfahren, dass er - ein Zwerg - eine menschliche Tochter hat. Ich fragte ihn danach und wir erfuhren, dass die leiblichen Eltern seiner Tochter einst ebenfalls Nachts die Klaadwiese durchquert hatten. Leider hat sie das ihr Leben gekostet.
Ekival fragte Eradrien was sie so erschreckt hatte, aber sie blockte ab und meinte sie wolle alles vergessen. Also zogen wir uns auf unsere Zimmer zurück und rasteten bis Sonnenuntergang. Wir erwachten als Urgrosch seiner Liebe zum Schmiedehandwerk frönte. Ob er früher ein Schmied war?
Wir machten uns zeitig auf und nach einer ereignislosen Fahrt sahen wir dann die Stadt Kaltwasser vor uns liegen. Schon aus dieser Entfernung und zu dieser frühen Stunde konnten wir den Betrieb an der Brücke und im Hafen sehen. Die Wache an der Brücke ließ uns nach kurzer Zwiesprache durch. Sie erklärte Ekival, wo wir einen Tempel der Thiria finden könnten.
Wir betraten die Stadt Kaltwasser und folgten den Anweisungen der Wache. Wir erreichten einen wesentlich ruhigeren Bezirk mit etlichen Parkanlagen und Tempeln. Die Tempel bestehen aus feinstem weißen Marmor und sind aufwendig verziert. Es war offensichtlich, dass diese Stadt gewaltige Reichtümer beherbergt.
Wir erreichten den Tempel und Ekival ging vor, um Hilfe von seinen Gefolgsleuten zu erbitten. Eine kurze Zeit später kehrte er in Begleitung eines Hohepriesters in kostbaren, golddurchwirkten Gewändern zurück. Der Elf stellte sich als Hinean Eberstanz, Priester der Thiria vor.
Hinean besah sich Kathrin und trug sie dann in den Tempel. Urgrosch bot an, sich um die Kutsche zu kümmern. Inzwischen folgten wir anderen Ekival und Hinean. Der trug sie eine Treppe hinauf in einen Raum, der von einer gewaltigen Glaskuppel überdeckt ist, wo er sie auf einen Altar ablegte.
Er warnte uns noch, dass er keine Versprechen zum Ausgang des Rituals machen könnte.