Hinean entfernte die Decken, die Kathrin vor der Sonne schützten und bat mich, Eradrien und Elladan auf keinen Fall einen Schatten zu werfen. Er bot uns an, den Raum zu verlassen, falls wir nicht die Dauer des Rituals abwarten wollten. Nur Urgrosch, der gerade rechtzeitig zurückkehrte, beschloss zu gehen.
Wir anderen blieben, um das Ritual zu begleiten. Hinean fragte Ekival, ob dieser bereit wäre, sein Leben für Kathrin zu geben. Dieser antwortete, das er es tun würde. Hinean schien befriedigt von dieser Antwort und begann ein Gebet.
Hinean und Ekival würden Thiria um eine Entscheidung bitten. Dies könnte in Kathrins Heilung enden oder in ihrer Erlösung. Ich sprach ein stilles Gebet an Yantus, er möge Kathrin die Kraft geben, diesen Fluch zu besiegen. Hinean und Ekival sprachen ein gemeinsames Gebet und dann knieten sie nieder, um Kathrin von der Sonne bescheinen zu lassen.
Als die Sonnenstrahlen sie trafen, schrie Kathrin unter offensichtlichen Schmerzen auf. Dann passierte etwas, was ich nicht erwartet hätte: eine körperlose, göttliche Stimme hallte durch mich.
"Ekival, du bist einen weiten Weg gekommen, um mich etwas zu bitten." Die Stimme lobte Ekivals Hingabe. Sie versicherte ihm, dass sie Kathrin nicht aufgrund Ekivals Herz richten würde. Sie ermunterte ihn seinen Weg weiterzugehen. Sie versicherte ihm, dass sie eine Aufgabe für ihn habe und für die Gefährten, die er sich schaffen würde. "Du stehst unter meinem Segen."
Nach dieser Offenbarung sank Kathrin in sich zusammen. Ekival fragte Hinean, ob ihr Gebet erhört worden war, was dieser bestätigte. Nachdem Hinean uns verlassen hatte, fragte Ekival mich, ob ich auch etwas gehört hatte. Ich erklärte ihm, dass ich wohl die Stimme Thirias gehört hatte, die zu Ekival gesprochen hatte.
Ekival wunderte sich welche Aufgabe wohl für ihn gedacht sein könnte und bat mich, Kathrin hinunter zu tragen. Dort stießen wir auf Urgrosch, da es offensichtlich bereits die Mittagsstunde erreicht hatte. Urgrosch grüßte uns zuversichtlich, dass das Ritual erfolgreich gewesen war.
Ekival bat ihn nur uns zur Unterkunft zu führen, die Urgrosch organisiert haben wollte. Auf meine Nachfrage erklärte Urgrosch dann, dass während er in der Stadt unterwegs gewesen war, die Sonne für einen Moment wärmer geworden wäre. Er deutete dies als gutes Zeichen.
Er führte uns zu einer Taverne im Marktviertel, die hauptsächlich von Söldnern und Karawanenwächtern besucht ist. Wir nahmen die von Urgrosch reservierten Zimmer und Elladan bestellte Essen für uns alle. Wir ließen Kathrin in einem der Zimmer, um ein Essen zu uns zu nehmen.
Ich fragte Urgrosch, ob er, außer der Sonnenwärme, sonst noch etwas bemerkt hätte. Als er verneinte, berichtete ich ihm von der Stimme Thirias. Als Elladan dann zu uns stieß, berichtete dieser, dass Kathrin erwacht sei. Zusammen mit Ekival beschlossen wir morgen in der Früh nach Peststein aufzubrechen.
Wir planten auf dem Rückweg Tominsfelden zu durchsuchen. Nach der Rückkehr nach Peststein müssten wir dann noch die Ruinen der Bonrin und Aldanheim besuchen. Wo wir noch unser Versprechen gegenüber Ash'dara einzulösen haben.
Nach dem Essen gingen die meisten von uns noch kurz in die Stadt. Ich besuchte das Marktviertel und den Mauerweg, wo ich ein paar Vorräte und ein neues Kleid für Kathrin kaufte. Ihr altes Kleid war schon ziemlich ramponiert und verdreckt. Ekival ging noch einmal zum Tempel, um sich Bestätigung zu holen, dass er dem Plan folgen solle. Anscheinend ist das der Fall.
Beim Abendessen antwortete er auf meine dahingehende Frage, dass er noch nie so eine Vision gehabt hätte. Er fragte uns, ob wir ihn bei seiner Aufgabe unterstützen würden. Ich versicherte ihm, dass ich meine Ziele nicht aufgeben würde. Die anderen stimmten zu zu helfen.
Eradrien bereitete mir etwas Sorgen: nicht nur, dass sie sich sinnlos mit Zwergenbier betrank, sie versicherte uns auch, dass sie nie wieder nachts die Klaadwiese betreten würde. Dass das vielleicht durch Ekivals Aufgabe notwendig sein könnte, wollte ihr nicht recht einleuchten.
Am nächsten Morgen war Eradrien offensichtlich schwer mitgenommen, aber wir konnten sie aufwecken. Wir machten uns nach dem Frühstück auf in Richtung Peststein. Kathrin, die sich anscheinend nur verschwommen an ihre Entführung erinnern kann, war höchst beeindruckt von den Elfen und dem Zwerg in der Gruppe. Besonders von Elladan und seinen Zauberkunststücken.
Unsere Fahrt war zunächst ereignislos, doch dann bemerkten wir eine Gestalt, die auf der Straße auf uns wartete. Sie trug weiße Gewänder und hatte Flügel - ein Engelsbote. Während Kathrin einschlief, sprach Ekival den Engel an. Der Engel meinte, er hätte etwas, das er uns geben wolle.
Der Engel fragte uns anderen, ob wir bereit wären, Ekival bei seiner Aufgabe zu helfen. Als wir zustimmten, wirkte er eine Art von Zauber auf jeden einzelnen von uns. Bevor wir reagieren konnten, war der Engel bereits verschwunden. Ich bin nicht sicher, was dieser Zauber war, aber ich fühle mich definitiv gestärkt.
Ich befürchte, dass die Aufgabe, in die wir so geraten sind, um ein Vielfaches größer sein wird, als die Rettung eines Mädchens aus den Klauen von ein paar Goblins. Möge Yantus, Thiria und die Götter uns beistehen.