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Mon 28th Mar 2022 06:31

Eintrag 7: Nachts durch die Klaadwiese

by Bruder Mars

Eradrien ging als Sicherheitsmaßnahme mit Usaro voraus, um uns vor Gefahren warnen zu können. Ekival, Elladan und ich umringten die Kutsche, die Urgrosch steuerte. Wir hatten leider keinen guten Kutscher unter uns. Nach einiger Zeit tauchte Eradrien wieder auf und berichtete, dass sie Lichter, Gestalten und Gespräche gehört hätte. Sie meinte, dass der Weg versperrt wäre. Sie dachte auch ein Zelt etwas abseits der Straße gesehen zu haben.
 
Wir diskutierten dies eine Weile: könnten das Wegelagerer sein oder doch der Spuk, vor dem wir gewarnt worden waren. Auf mein Anraten beschlossen wir vorsichtig weiterzufahren. Während die anderen über irgendwelche Theorien brüteten, war mir gleich klar, dass wir nur den einen Weg hatten, dem wir folgen konnten. Auch den anderen wurde das bald klar.
 
Kaum hatten wir uns wieder in Bewegung gesetzt, als nördlich der Straße zwei Soldaten auftauchten und uns anriefen. Wir antworteten und aus der Nähe konnte ich an ihnen das Wappen von Alonien erkennen. Dies verwunderte mich sehr: hatten nicht alle, mit denen wir gesprochen hatten darauf bestanden, dass nachts niemand die Klaadwiese betritt. Auch die Wache aus Peststein hatte uns das gesagt. Doch dies war erst der Anfang: die Soldaten meinten, wir könnten nicht weiter, da Krieg herrschen würde!
 
Während Ekival versuchte den Soldaten zu erklären, was unsere Absichten wären, fragte ich nach, zwischen welchen Parteien dieser Krieg ausgefochten werden würde. Die Soldaten sagten uns, dass Alonien mit dem Greberreich Krieg führen würde. Doch meines Wissens nach, bestand schon seit Jahrhunderten Frieden zwischen diesen Nationen. Uns wurde klar, dass es sich bei den Soldaten um eine Art Gespenster handlen musste.
 
In diesem Moment tauchte eine Offizierin aus der Richtung des Lagers im Norden auf. Ekival bat sie um freie Durchfahrt für unsere Patientin. Die Offizierin erklärte, dass Tominsfelden gefallen sei, und warnte uns, dass wir nicht an der Wassertrutz vorbei kommen würden. Dennoch konnte Ekival sie überzeugen, uns weiterziehen zu lassen.
 
Mir war klar, dass die Offizierin vor Jahrhunderten verstorben sein musste, daher bat ich um ihren Namen. Sie stellte sich als Magistra Nidien von Pechwiesen vor. Vielleicht können wir irgendwann mehr über sie herausfinden.
 
Magistra Nidien führte uns zu den vorderen Befestigungen der Armee von Alonien und wies die Wachen an, uns durchzulassen. Sie meinte noch, dass wir in spätestens einer halben Stunde auf Befestigungen des Heeres des Greberreichs treffen sollten. Wir wünschten Magistra Nidien noch alles Gute und zogen weiter ins Niemandsland. Nachdem wir etwas Abstand gewonnen hatten, klärte Elladan uns auf, dass das Wappen Aloniens veraltet war, und dass definitiv eine Art von Magie am Werk war.
 
Auf dem weiteren Weg, hörten wir immer wieder Geräusche wie von Zivilisation oder Schritte im Nebel. Dann tauchten Lichter südlich der Straße im Nebel auf. Wenig später wurden wir angehalten von Soldaten des Greberreichs, die einen Alarmruf ausstießen. Glücklicherweise griffen sie nicht sofort an. Schließlich kamen wir direkt aus der Richtung, aus der der Feind gekommen wäre. [[Glücksgott]] musste wohl ein Auge auf uns haben.
 
Ekival versuchte die Soldaten zu überreden uns durchzulassen, hatte aber zunächst keinen Erfolg. Doch dann tauchte eine Gruppe Soldaten angeführt von einer Klerikerin auf. Ich erkannte in ihr eine Priesterin des [[Kriegsgott]]. Dies beunruhigte mich sehr. Kleriker des [[Kriegsgott]] sind nicht unbedingt dafür bekannt, Konfrontationen mithilfe von Verhandlungen zu lösen.
 
Erstaunlicherweise konnte Ekival sie aber nicht nur davon überzeugen, dass er die Wahrheit über Kathrin sagen würde, sondern auch, dass sie uns im Namen der Götter durchlassen sollten. Die Klerikerin stimmte zu und befahl sogar einem Trupp Soldaten uns bis nach Kaltwasser zu begleiten. Der Name der Klerikerin war Ghira. Es ist bedauerlich, dass so aufrechte und ehrenhafte Leute wie sie und Magistra Nidien sich an diesem Ort gegenseitig niedergemetzelt haben.

Wir erreichten das Lager des Greberreichs, wo Ghira Bericht erstattete und sich dann von uns verabschiedete. Urgrosch verursachte noch etwas Aufregung, da er anscheinend irgendein Problem damit hatte, von den Soldaten eskortiert zu werden. Aber Ekival konnte ihn beruhigen und Urgrosch hörte mit den Dummheiten auf - zumindest bis auf weiteres.
 
Wir zogen eskortiert von den Soldaten weiter. Nach kurzer Zeit ertönte ein lautes Donnern und ostnordöstlich tauchte ein sehr helles, blaues Licht auf, das sich sehr schnell auf uns zu bewegte. Als uns das Licht erreichte, verschwanden die Soldaten einfach. Wir wunderten uns was dies zu bedeuten hatte. Ausgenommen Urgrosch, der anscheinend einfach annahm, dass eine weitere blaue Hexerin wie Ash'dara dahinterstecken müsste.
 
Als wir weiterziehen wollten, hörten wir ein Knurren im Nebel und vor uns erschien eine Gestalt. Die Gestalt erinnerte mich an Magistra Nidien, doch sie erkannte uns nicht. Sie sagte, dass dies kein Ort für die Lebenden wäre. Sie erwähnte ein "Experiment", "Fehlschlag" und "Frevel", und dass "sie" nicht mehr "sie selbst" wären. Zuletzt warnte sie uns, dass sie nach Mitternacht keine Kontrolle mehr über "sie" hätte.
 
Urgrosch versuchte unser Pferd einfach mit Gewalt voranzutreiben, aber da die Gestalt von Magistra Nidien noch immer am Weg stand, scheute es und kam vom Weg ab wo es im Morast stecken blieb. Die Gestalt verschwand dann einfach. Ich und Urgrosch mussten nun die Kutsche mühsam aus dem Morast befreien. Plötzlich hörte Ekival Schritte, die sich aus dem Nebel näherten.
 
Die Geister von Soldaten kamen aus dem Nebel und griffen uns an. Das musste Magistra Nidien gemeint haben, als sie uns warnte sie hätte keine Kontrolle mehr über "sie". Wir merkten, dass die Geister kaum Schaden durch unsere Angriffe nahmen. Dennoch besiegten wir sie ohne große Probleme. Doch dies war erst der Anfang.
 
Während wir uns nach dem Kampf neu sortierten, ertönte eine Stimme aus dem Nebel und prophezeit uns, dass wir schon bald ihr gehören würden. Mir wurde klar, dass irgendjemand oder irgendetwas diesen Spuk verursachen müsste. Irgentetwas muss die Seelen der Soldaten unter Kontrolle haben. Urgrosch war sich natürlich immer noch sicher, dass jemand wie Ash'dara der Verantwortliche wäre.
 
Wir beschlossen aber dies nicht jetzt herauszufinden und zogen weiter. Nach einer kurzen Wegstrecke berichtete Eradrien von einem weiteren Lagerfeuer südlich der Straße. Sie ging mit Usaro los, um dieses auszukundschaften. Wir warteten eine Weile, doch sie kam nicht zurück. Als ich und Urgrosch bemerkten, dass das Lagerfeuer verschwunden war, wussten wir, dass etwas nicht stimmte. Elladan schlug vor, dass er nachsehen gehen könnte.
 
Zum Glück kam er nach kurzer Zeit zurück und berichtete von Schemen, die er im Nebel gesehen hätte. Er war sich nicht sicher, meinte aber, dass es Usaro gewesen sein konnte. Er und Urgrosch gingen sich den Schemen genauer ansehen. Nachdem die beiden eine Weile weg waren, hörten Ekival und ich ein lautes Kreischen wie von einer Frau in Panik. Ekival wusste nicht recht was zu tun war, also rief ich nach Urgrosch und Elladan. Urgrosch antwortete und meinte, er und Elladan wollten nach der Frau sehen.
 
Während wir warteten meinte Ekival, dass wir vielleicht ebenfalls in den Nebel laufen sollten, aber ich warnte ihn davor. Wir Menschen könnten im Dunkel am schlechtesten sehen und die einzige sinnvolle Handlungsweise wäre es, weiter nach Kaltwasser zu fahren. Ekival schien nicht zu verstehen, dass Kathrin Priorität über unser eigenes Wohlbefinden oder das unserer Gruppe hätte. Dass er die taktische Situation nicht recht erkennen könnte, war auch nicht recht verwunderlich.

Doch plötzlich sah Ekival im Osten einen Schemen mit was nach blauen Augen aussah. Dann bemerkten wir einen zweiten Schemen, der sich mit dem ersten in Richtung der anderen begab. Ekival beschloss, dass er nicht bleiben könne. Also banden wir die Kutsche an und liefen den anderen blindlings nach. Natürlich musste ich mein Tempo etwas anpassen und konnte daher etwas aufpassen.
 
Daher bemerkte ich bald, dass es sich bei den Schemen um die geisterhaften Gestalten der Soldaten handelte. Ekival rief mir zu vorzulaufen, was ich auch tat. Dabei versuchte ich natürlich nach Möglichkeit einen Pfad für Ekival freizuräumen. Hauptsächlich indem ich sie zu Boden warf, ich hatte schließlcih nicht vergessen, dass wir bei den Geistern nur wenig Schaden machten. Andersherum war das nicht der Fall: ihre Waffen und Zauber machten soviel Schaden wie richtige Waffen und Zauber.
 
Wir alle trafen zusammen, besiegten die letzten Geister und machten uns dann so schnell wie möglich auf den Rückweg zur Kutsche. Obwohl noch mehr auftauchten, schafften wir es wohlbehalten zurück und machten uns auf den Weg hinaus aus der Klaadwiese. Urgrosch allerdings, bestand darauf zurückzubleiben, um die heranrückenden Geister aufzuhalten. Mir war klar, dass das ebenso sinnlos wie selbstmörderisch war, aber ich wusste inzwischen, wie starrköpfig der Zwerg war. Ich wusste, es hätte keinen Sinn ihn umzustimmen zu versuchen.
 
Ich lenkte also die Kutsche mit Kathrin, Ekival, Eradrien und Elladan in Richtung Kaltwasser. Urgrosch blieb zurück. Ekival beschloss, nachdem wir nun fort waren, noch einmal zu versuchen Urgrosch umzustimmen. Er bestieg ein von Elladan beschworenes Ross und kehrte um. Ich verlangsamte die Kutsche natürlich auf das Minimum, ohne die Gruppe und Kathrin zu gefährden.
 
Tatsächlich konnte Ekival den Zwerg irgendwie überzeugen, mit ihm zusammen zu fliehen. Die beiden holten uns schließlich ein und wir setzten die Flucht mit erneuerter Hast fort. Urgrosch hatte offensichtlich große Freude an seinem neuesten Spielzeug: einer Wurfaxt, die nach jedem Wurf zu ihm zurückkehrte. Vielleicht hatte ihn der Kampfrausch übermannt und er hatte deswegen darauf bestanden zurückzubleiben. Ich muss in Zukunft gut darauf achten, ob er jemals wieder so die Kontrolle verliert.
 
Wir passierten mit mir an den Zügeln Tominsfelden, weitere geisterhafte Soldaten und Lagerfeuer. Wir kamen auch an einigen an Abzweigungen vorbei, doch wir hatten keine Zeit für diese. Langsam neigte sich die Nacht ihrem Ende zu und der Nebel wurde dünner. Dann sahen wir erleuchtete Laternen am Straßenrand und wussten, dass wir das Ende der Klaadwiese erreicht hatten. Wir hatten es geschafft.